Spektakuläre
Ortsnamen aus
Sachsen-Anhalt

 

 

 







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B wie Buhlendorf
Außergewöhnliche Ortsnamen gibt es sehr viele in unserem Bundesland. Einige möchte ich in dieser Serie vorstellen. Gern können Sie uns Fotos von interessanten Ortsschildern zusenden und besondere Namen nennen.

Nun denn, wie oft mussten wir bereits feststellen, dass der heutige anzunehmende Sinn des Ortsnamens nichts mit der eigentlichen Bedeutung zu tun hatte. Heute nun könnte ich Ihnen mit Buhlendorf einmal wieder einen Ortsnamen präsentieren, der vielleicht doch seine Bedeutung genau daher hat, was wir heute vermuten.

Buhlendorf im Anhaltischen wurde 1307 erstmals urkundlich erwähnt. Seit dem 1. Januar 2010 ist Buhlendorf ein Ortsteil der Stadt Zerbst. Dank Sebastian Starke hat das Dorf sogar seine eigene Internetseite unter: www.buhlendorf-anhalt.de. Hier greift er auf eine alte Ortschronik zurück und schreibt: „So soll der Name Buhlendorf zum in der Nähe liegenden Ort Kuhberge gehören, da man Buhlendorf mit Bullendorf gleichsetzen könne.“ Aber schaut man ins Mittelhochdeutsche so erfährt man, das heute noch bekannte Wort „buhlen“ kommt wahrlich von buole mit dem Sinn für einen Liebhaber, eine Geliebte, einen Geliebten. Also der Ort einer Geliebten? Oder eben ein geliebtes

Dorf? Im Mittelniederdeutschen aber ist der bul ein Hügel. So wir also wieder die verschiedensten Auslegungen haben: Dorf auf dem Hügel, Ort der Geliebten oder halt ein Kuhdorf. Denn das Wappen von Buhlendorf zeigt den alten Getreidespeicher, der noch heute das Ortsbild prägt, und wurde erst 1989 gestaltet.

Und wir können einen nachlegen: das ehemalige Rittergut Bullenstedt, welches mit seinen 70 Einwohnern heute Ortsteil von Ilberstedt ist. 1192 wird es auf einer Schenkungsurkunde des Bischofs von Halberstadt erwähnt. Und hier haben wir bestimmt auch Glück, denn Bullenstedt, geht sehr wahrscheinlich wirklich auf eine Stätte mit jenen gehörnten Haustieren zurück.

Wir wissen bereits aus vorherigen Teilen dieser Serie, dass der Horst im Alt- und Mittelhochdeutschen die Bedeutung für eine Insel im Sumpf- oder Morrgebiet hatte. Meist war damit eine mit Sträuchern oder Bäumen bestandene Anhöhe gemeint, die aus dem Sumpf herausragte, demnach sich hervorragend als Siedlung eignete, weil sie es Feinden erschwerte, die Siedlung zu überfallen. Ein Horst gab es einst bei Kalbe/Milde. Nun gab es aber einige Horste in der Altmark, so bei Salzwedel und im Drömling. Erst in jüngerer Geschichte (vermutlich Anfang/Mitte des 19. Jahrhunderts entschied sich wohl das Amt dazu, dem Ort bei Kalbe den Namen Butterhorst zu geben, um Verwechslungen zu vermeiden. Erst zu Altmersleben gehörend ist es heute Ortsteil von Kalbe/Milde, welches erst 1952 durch Verordnung von Calbe an der Saale getrennt wurde, in dem aus Calbe (Altmark) Kalbe/Milde wurde. Eine Episode besagt, dass das Kulturhaus in Kalbe/Milde eigentlich in Calbe/Saale gebaut werden sollte. Man hatte es schlichtweg verwechselt.

Wer Butter hatte, dem ging es gut. So ist wohl auch das Entstehen eines Ortsteils in Calbe/Saale zu erklären. Wir befragen den Ortschronisten Hanns Schwachenwalde zum Butterplan in Calbe/Ost. Er weiß zu berichten, dass „eine Siedlung in den 1930-er Jahren für die Belegschaft des in der Nähe befindlichen Gelantinewerkes entstand. Bis zur Wende das einzige Werk dieser Art in der DDR und wohl auch im Ostblock.“ Der Boden war hier sehr fruchtbar, das Vieh hatte fettes Gras und konnte so auch viel Milch geben.

Unweit dieser Siedlung entstand in diesen Jahren eine weitere, die „Häns-chenhoch“ hieß. Es waren Vorzeigesiedlungen der damaligen Machthaber, die vornehmlich kinderreichen Familien zum monatlichen Mietpreis von 11, 50 Reichsmark zur Verfügung gestellt wurden. Auch am hohen Ufer der Saale gab es eine weitere dieser Siedlungen. Da auf bestem Lößboden erbaut, wurde diese bald „Brotsack“ genannt. Denn hier wuchs das Korn so phantastisch, dass sich der Brotsack gut füllte.

Axel Kühling

Bullenstedt
(Foto: Olaf Meister, wikipedia)

 

 

Wappen von Buhlendorf