Was wird uns heute nicht alles angeboten.
Marktwirtschaft ist angesagt ... und in dieser gibt es kaum etwas,
was es nicht gibt. Biete dies und biete das; ungewöhnlich ist
aber dennoch: Bietegast! Nun werden also auch schon Gäste angeboten.
Wer bietet mit? Zum Ersten, zum Zweiten, ... Bietegast, welches erstmals
1375 als Bitegast erwähnt wird, gehört heute zur Lutherstadt
Wittenberg. Fragen wir also nach bei Herrn Wurda, dem Leiter der Städtischen
Sammlungen. Er verweist auf das Buch von Ernst Eichler Slawische
Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Hier finden wir eine
Erklärung. Ein vergleichbarer slawischer Name wäre Bytogosc.
Byt wird als Wesen, Aufenthalt oder sein erklärt. Beim Gast bleibt
es aber. So wäre eine mögliche Namensdeutung: Gast sein.
Wer kennt den Ausspruch nicht: sich einen hinter die Binde kippen.
Jetzt wissen wir auch, wo wir dies ohne Krawatte machen können.
Nämlich in der Altmark unweit von Arendsee. Der Schlips, aus
dem Französischen auch Krawatte und im Zusammenhang mit Uniformen
häufig auch Langbinder genannt war der Pate für die Binde.
Vermutlich kam es von einem Gebinde um den Hals. Der Ort Binde aber
wird erstmals 1375 erwähnt. Zuvor ist nur ein Fluss mit diesem
Namen bekannt. 1184 heißt es auf einer Urkunde des Markgrafen
Otto: Die Einöde, die zwischen dem Bächlein mit dem
Namen Sitzow und dem Fluß liegt, der Binde genannt wird.
Zu finden im Internet unter: www.binde-altmark.de
Bei der Namenserklärung von Bitterfeld, der nach dem Zusammenschluss
mit Wolfen viertgrößten Stadt Sachsen-Anhalts, wird es
schwierig. Frau Daßler vom Stadtarchiv Bitterfeld-Wolfen schickt
mir Seiten aus den Heimatblättern. Danach wird Bitterfeld 1224
erstmals als Bitterfelt erwähnt. Der Name wandelt sich über
Pitervelt zum heutigen Bitterfeld. Das Problem der Namensdeutung ergibt
sich daraus, dass nicht eindeutig, welchen Ursprungs der Name ist:
fränkisch-thüringischen, slawischen oder flämischen.
So könnte es wahrlich von bitter, also dem damals sauren, sumpfigen
Boden abstammen. Aber es gibt auch die Deutung von better, also besser.
Somit wäre es ein besseres Feld. Interessant ist die Deutung,
dass die eingewanderten Flamen es nach einem Pieter benannt haben,
also Pieters Feld. Aber all das ist nur Spekulation. Es ist zwar bitter,
aber die Namensdeutung von Bitterfeld bleibt unklar.
Ebenfalls im Norden unseres Bundeslandes befindet sich der Drömling.
Ehemals ein Moor- und Sumpfgebiet, welches über die Zeit trocken
gelegt wurde, gab es hier im Mittelalter und wohl auch weit zuvor,
kleine Inseln, die als Siedlungsplatz, vor allem aber als Zufluchtsstätten
dienten. In so genannte Horste flüchteten sich die Menschen bei
nahender Gefahr. So erklärt es mir Herr Sonntag, Ortschronist
von Oebisfelde. Deshalb finden wir hier Buchhorst, Krügerhorst,
Hopfenhorst, Miesterhorst oder Birkhorst. Lustig fand ich aber, dass
es hier auch ein Bleuenhorst gibt. Kennen Sie die Geschichte von dem
unweit befindlichen Piplockenburg. Ein feindliches Heer näherte
sich dieser Sumpfburg. Der Feldherr wusste zwar, dass sich hier eine
Burg befand, aber nicht ganz genau wo. So suchten seine Knechte nach
der Burg. Der Burgherr machte mit Pfeifen auf sich aufmerksam. So
verriet er zwar seinen Standort, aber das feindliche Heer versuchte
nun auf direktem Weg, die Burg zu erreichen, dabei ertranken die Männer
allesamt im Moor - Piep lock in Burg.
Sehr interessant ist der Name einer Siedlung in Gommern. Sie nennt
sich Blaurock. Sofort malte ich mir aus, dass damit die Preußen
gemeint sein könnten. Seit dem Soldatenkönig nannte man
die preußische Infanterie der blauen Uniformen wegen Blauröcke.
Peter Baumann hilft mit einem Auszug aus dem Buch Deutsche Charaktere
und Begebenheiten aus dem Jahre 1915, in dem es heißt:
Die Truppen wurden jährlich neu gekleidet, die Infanterie
blau, die Kavallerie weiß, die Husaren rot. ...
Das Infanterieregiment der blauen Grenadiere, das Königsregiment
genannt, war das schönste in ganz Europa. Es bestand aus Leuten
von allen Ecken und Enden der Welt. Franzosen waren grundsätzlich
ausgeschlossen, aber wenn sie sechs Fuß maßen, konnte
der König nicht widerstehen. Die »lieben blauen Kinder«
waren seine größte Freude. Er ging mit ihnen um wie ein
Kamerad und wie ein Vater; jeder Soldat hatte bei ihm freien Zutritt.
Die größten hatte er malen lassen, und ihre Bilder hingen
in den Gängen des Potsdamer Schlosses. Der Flügelmann Jonas
musste sogar in Stein gehauen werden, und zwar, befahl der König,
so ähnlich wie möglich. Es war den lieben blauen Kindern
gestattet, Bier und Weinhäuser, Material und Italienerläden
zu halten und Gewerbe zu treiben. Einigen baute der König Häuser,
andern schenkte er Geld und Grundstücke, verheiratete sie und
hob ihre Kinder aus der Taufe.
Auch mit der Einrichtung des deutschen Bundesheeres nach der Vertreibung
Napoleons aus Deutschland und später nach Entstehen des deutschen
Kaiserreiches wurden blaue Uniformröcke getragen. Das blieb so
bis kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges, nun folgte das deutsche
Feldgrau.
Auch hätten wir uns vorstellen können, dass Blaurock in
Gommern den Namen erhielt, weil Gommern als einzige Region links der
Elbe zum französisch diktierten Königreich Westfalen gehörte.
Auch die Franzosen trugen blau.
Doch Frau Königs von der Stadt Gommern belehrt uns eines besseren.
Hier befand sich einst das ärmste und sandigste Waldgebiet der
Umgebung. Arbeiter hatten sich vermutlich Ende des 19., Anfang
des 20. Jahrhunderts eine Siedlung mit ärmlichen Hütten
errichtet. Vermutlich stammt somit der Name von den Arbeitsmonturen
dieser Gründer. Vor Jahren wurden hier drei neue Wohnsiedlungen
errichtet.
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Das Rathaus von Bitterfeld.
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