Kolumne des Monats
April 2019

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Über Deutschland lacht die Sonne …

… über unsere Einheit die ganze Welt. Pünktlich zum bevorstehenden 30. Jahrestag des Mauerfalls wird diese These durch neue Studien bestätigt. Die Menschen im Osten empfinden sich nicht mehr nur als Bürger zweiter Klasse, sondern auch als BürgerInnen. Wie sich das dritte Geschlecht fühlt, wird zur Zeit noch von Frau Kramp-Karrenbauer untersucht. Jedenfalls jagt eine Umfrage die nächste, um die Frage zu klären, wie sich der Osten in den letzten 30 Jahren entwickelt hat. Ergebnis: Der Osten ist nicht mehr das fünfte Rad am Wagen, sondern nur noch das Vierte am Dreirad. Jedoch ist der Weg zum dritten Rad am Fahrrad noch weit.
Das bestätigte der Chef des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle, namens Reint Gropp, in Auswertung einer Studie. In diesem Gropp-Zeug wird die Behauptung widerlegt, dass der Osten der Arsch der Welt wäre, denn aus einem solchen käme schließlich etwas heraus. Diesbezüglich leide aber der Osten an akuter Darmträgheit. „Wenn in Westdeutschland ein Arbeitnehmer an der Maschine steht, sind es in Ostdeutschland zwei.“ Der Eine wird gefordert, der Andere nur gefördert. Deshalb sollte man im Osten alle Subventionen streichen und vor allem die Förderung der ländlichen Gebiete aufgeben und nur noch die Infrastruktur in den Städten fördern. Zum Beispiel bei der Digitalisierung. Während die Forschungsministerin noch sagte, dass schnelles Internet nicht an jeder Milchkanne notwendig sei, sagt das Institut für Wirtschaftsförderung, das man es im Osten an gar keiner brauche. Auf dem Lande könne man ja noch die Brieftauben fliegen lassen, alles andere wäre Geldverschwendung. Gut, ganz so hat es das Institut nicht formuliert. Aber gedacht. Will man damit dem „Ossi“ zu verstehen geben: Wer nicht produktiv arbeitet, hat auch nichts zu fordern? Mit welchem Recht sonst gibt es z.B. in der Pflegebranche für Arschabwischen im Westen 10,55 € Mindestlohn und im Osten nur 10,05 €? Gibt es im Westen etwa größere Ärsche?
Eine Emnid-Umfrage fand einmal heraus, dass sich 80 Prozent der Ostdeutschen und 72 Prozent der Westdeutschen vorstellen könnten, in einem sozialistischen Staat zu leben. Das wären 152 Prozent der Bevölkerung. Ein Ergebnis, das einem sozialistischen Staat durchaus würdig wäre. Egon Krenz soll schon seine Rede anlässlich der Kommunalwahlen 1989 wieder ausgebuddelt haben und für seinen Amtsantritt nach den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen üben: „Liebe Bürgerinnen und Bürger, dieses Votum im neunundzwanzigsten Jahr unseres vereinigten Landes wurde zu einem eindrucksvollen Bekenntnis für einen Arbeiter und Bauernstaat. Ich danke Frau Merkel, Herrn Schäuble, Herrn Hartz, Herrn Schröder und allen, die durch ihren persönlichen Beitrag zum erfolgreichen Verlauf dieser Umfrage beigetragen haben.“
Das ist natürlich nur Satire. Realität ist: Wenn man den Osten links liegen lässt, muss man sich nicht wundern, dass er rechts landet.