Kolumne des Monats
März 2019

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Jugend erwach, erhebe dich jetzt

Wie haben wir geklagt, dass sich die jungen Menschen nur um glutenfreies Essen kümmern und ihre Laktoseintoleranz pflegen, aber nicht um die Weltpolitik. Jetzt kümmern sie sich plötzlich um die Weltpolitik... na ja, wenigstens die Umweltpolitik; und da ist es auch wieder nicht richtig. „Fridays for Future“, so nennen die Schüler ihre Aktionen, bei denen sie sich mit den Umweltsünden auseinandersetzen. Und sie haben es erreicht, dass die Öffentlichkeit sich mit ihnen auseinandersetzt. Also, jetzt nicht mit den Umweltsünden, sondern mit den Schülern. „Das ist nichts anderes als Schulschwänzen!“, sagen die Einen. „Sollen sie doch gefälligst am Sonnabendnachmittag demonstrieren, sagen die Anderen. Für so blöd, wie wir sie halten, sind unsere Schüler nun offensichtlich doch nicht. Sie wissen, wenn sie sich mit ihren selbstgebastelten Plakaten, wie:
„Damit ich auch in Zukunft friere,
wenn ich im Winter demonstriere“
oder
„Damit sie nur im Sommer schwitzen,
wenn meine Enkel auf der Schulbank sitzen“,
erst am Freitagnachmittag vor den Landtag stellen würden, würde das ja keine Umweltsau mitkriegen. Denn Freitag ab eins, macht jeder seins. Auch im Landtag.
Das Bildungsministerium hat nun die Schulleitungen dazu aufgefordert, Verstöße der Schüler gegen die Schulpflicht zu melden. Warum nicht gleich auf dem Meldeportal der AfD, auf dem ja jede politische Aktion an den Schulen registriert werden soll? Eltern, deren Kinder demonstrieren, möchte der Bildungsminister am Liebsten wegen Verstoßes gegen die Schulpflicht, zu Geldbußen verdonnern. Bekommen dann die Eltern auch Geld vom Bildungsminister, wenn der mit jeder ausgefallenen Unterrichtsstunde, wegen Lehrermangels, gegen die Schulpflicht verstößt?
Als die „berühmteste Schulschwänzerin der Welt“, die 16-jährige Greta Thunberg auf der UN-Klimakonferenz ihr Plädoyer für die Umwelt gehalten hat, haben die anwesenden Politiker alle gerührt geklatscht und ein Tränchen verdrückt. Ein Krokodilstränchen, wie sich herausstellte. Denn was an Umweltmaßnahmen dann von ihnen beschlossen wurde, kann man in Anlehnung an den Tagungsort getrost einen Katto-Witz nennen. Nun können die Politiker wieder aufatmen und vergießen Freudentränen, weil bei Greta das Asperger- Syndrom diagnostiziert wurde. Jetzt kann ihr Umwelt-Engagement getrost als verrückt denunziert werden. Aber wie sagte schon George Bernhard Shaw: „Wir brauchen mehr Verrückte. Seht, wohin uns die Normalen gebracht haben.“