Spieglein, Spieglein in der Hand Wenn man in einen Spiegel schaut,
sieht man bekanntlich ein Bild. Nur
eben verkehrt rum. Was physikalisch
schon lange bewiesen ist, konnte jetzt
auch pressemäßig nachgewiesen werden. Wer montags in einen „Spiegel“ schaute,
bekam ein verkehrtes Bild von der Welt, nachdem
bekannt wurde, dass der Spiegel-Reporter Claas
Relotius, über 55 gefälschte Artikel in diesem Nachrichtenmagazin
veröffentlicht hat und dafür auch
noch mit zahlreichen Preisen überschüttet wurde. Die
hat er aber inzwischen zurückgegeben. Darunter
auch den „Reemtsma-Freiheitspreis“. Den hätte er
aber getrost behalten können, denn seine Artikel
waren, wie er mittlerweile zugab, ja frei. Und zwar
erfunden. Sie erfüllten aber somit den Anspruch,
den ein Zigarettenkonzern hat: Den Leuten blauen
Dunst vorzumachen.
Die Medien haben uns doch schon so weit gebracht,
dass man kaum noch unterscheiden kann, was wahr
oder falsch ist.
Da wollte natürlich dieses Blatt auch nicht abseits
stehen und hat mich beauftragt, an dieser Stelle ein
paar Nachrichten für das Jahr 2019 zu platzieren.
Los geht’s mit der Meldung, dass Weihnachten im
Jahr 2018 letztmalig in der uns bisher bekannten
Form durchgeführt werden konnte. Zur Umsetzung
der Beschlüsse des Umweltgipfels von Katowice, erhält
ab 2019 der Weihnachtsmann mit seinem alten,
rentiergetriebenen Schlitten für alle Innenstädte
ein Einfahrtverbot, da die Rentiere zu viel Methan
ausstoßen. Die Hersteller von Räuchermännern
erhielten die Auflage, in alle Modelle ab sofort
Rußpartikelfilter einzubauen. Adventskränze dürfen
zwar weiterhin betrieben werden, allerdings, wegen
der Klimaerwärmung, nur noch ohne Kerzen.
Die Bundesregierung selbst will mit gutem Beispiel
vorangehen und rüstet ihre Fahrzeugflotte um. Die
Staatskarossen vom Typ Mercedes, BMW und Audi
sollen ersetzt werden durch Rikschas der Typen
Hindu, Shiva und Vishnu. Dazu wurde eigens ein
Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen, um
genügend qualifizierte Fahrer für diese Modelle
aus Indien zu bekommen. Verkehrsminister Andreas
Scheuer sagte der Redaktion in einem Interview,
diese Biomobile hätten gegenüber dem Elektroauto
den Vorteil, dass nicht erst ein kostenintensives
flächendeckendes Netz von Ladestationen aufgebaut
werden müsse. Die unbegrenzte Mobilität der
Rikschas könne man dadurch gewährleisten, indem
an jeder Raststätte, neben der bereits vorhandenen
Schale mit Wasser für die Hunde, einfach noch eine
Schüssel mit Reis für die Fahrer aufgestellt werde.
Und schon könnte nach ca. 10 Minuten Ladezeit
zum Beispiel Peter Altmaier seine Rikscha wieder
besteigen und mit einem aufmunternden: „Mach,
Hindu!“ zu seinem nächsten Termin rasen.
Und sollte es unterwegs doch mal zu einer Materialermüdung
eines Biomotors kommen, kann er, wie
weiland die Postpferde, an der nächsten Asylstation
gegen einen anderen ausgetauscht werden …
Aber ich höre jetzt lieber auf, sonst bringe ich die
Politiker noch auf dumme Ideen.
Selber haben sie ja anscheinend keine besseren.
|
|