Kolumne des Monats
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Das Unwort des Jahres 2017lautet: Alternative Fakten. Das
bedeutet, wenn man durch eine
Bezeichnung eine Tatsache verschleiern
will. Wenn beispielsweise die von der
CSU geforderte Obergrenze für Flüchtlinge jetzt
„atmender Deckel“ heißt. Oder wenn Donald
Trump den Klimawandel auf der Erde leugnet,
ist er tatsächlich ein Arschloch. Der alternative
Fakt dazu wäre: Er ist ein Mensch, durch dessen
Abwesenheit die Welt ein Stück schöner wäre.
Und wenn man die Folgen des Klimawandels,
zum Beispiel einen Sturm, verniedlichen will,
nennt man ihn einfach „Friederike“. So eine
„Friederike“ bestimmte ja kürzlich unser ganzes
öffentliches Leben. Die Theater änderten ihren
Spielplan. Statt „Frühlingserwachen“ von Wedekind“
spielte man den „Sturm“ von Shakespeare.
Im Fernsehen liefen Sondersendungen unter dem
Titel „Vom Winde verweht“. Die Partneragentur
Parship soll sogar Apps verschickt haben mit
dem Wortlaut: „Frauen, die im Sturm erobert
werden wollen, bitte jetzt auf die Straße gehen“.
Auch in Sachsen-Anhalt gab es einen
Sturm. Im Wasserglas. Die Staatssekretärin
im Bildungsministerium hat ihren Cheffahrer
missbraucht. Zum Blumengießen. Daraufhin
blühte ihr was. Nämlich der Rausschmiss, durch
den Ministerpräsidenten, der sie überhaupt erst
in das Amt protegiert hatte. Aber nicht weil sie
besonders befähigt war, sondern weil, wie man
hinter vorgehaltener Hand sagt, sie die Freundin
von Haseloffs Frau sei. Warum muss dann
Haseloff nicht auch gleich mit gehen, wegen
Vetternwirtschaft? Weil der alternative Fakt für
diesen Filz „Personalpolitik“ heißt. Und das nicht
nur in der CDU. Auch in der SPD. Da tobte der
Sturm der Entrüstung. Über die Groko. Die Jusos
halten sie für schlimmer als die „Afrikanische
Schweinepest“, denn die ist für die Menschen
nicht gefährlich. Die Pirouetten von Andrea
„In die Fresse kriegen“ Nahles zu Andrea „in
den Arsch kriechen“ Nahles dagegen schon.
In seiner Not erinnerte sich Martin Schulz an
eine Zeitungsmeldung, in der berichtet wurde,
dass ein Enkel an seine verstorbene Großmutter
einen Brief geschrieben hatte und sogar eine
Antwort bekam. Diese lautete: „Ich werde jeden
Tag als dein Schutzengel auf dich aufpassen.“
Schulz setzte sich also hin und schrieb einen
Brief an seinen verstorbenen Uropa August: „Ich
bin der Martin, ne, Dein Urenkel und möchte
gerne wissen, was du von der Groko hältst.“ Als
Antwort hat Bebel daraufhin wie wild in seinem
Grab rotiert. Und diesen Fakt bezeichneten wir
alternativ als „Friederike“. |