Kolumne des Monats
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Urlaubszeit = Reisezeit?Diese Gleichung stimmt nicht
mehr. Wohin kann man denn
überhaupt noch fahren? Die
Möglichkeiten werden immer
geringer. Fährt man in das Land der
Sonne, also nach Ägypten – wird man
erdolcht. Fährt man in das Land des
Halbmondes – wird man verfolcht.
Plötzlich hat das Hotel Gitter vor den
Fenstern, durch die man dann in den
Vollmond starren kann, weil da eine
Seuche grassiert: der Erdowahn. Die
Krim ist auch schlimm. Da ist man dann
gleich wieder ein Putin-Versteher. Auf
den Philippinen gilt das Kriegsrecht. In
Somalia ist es mit dem Essen schlecht.
Auf der griechischen Insel Kos bebte
die Erde. In London, Stockholm oder
Barcelona fahren gern Lieferautos in eine
Menschenherde. So haben sich das die
Leute 1989 aber nicht so vorgestellt, als
sie gerufen haben: „Wir woll´n raus!“
und damit gegen die Reisewarnung der
DDR-Regierung protestierten, die da
lautete: „Bleibe im Land und nähre dich
redlich!“ Und diese Losung muss nun der
Landesregierung von Sachsen-Anhalt
wieder eingefallen sein. Sie hat sich
gesagt: „Warum in die Ferne schweifen,
sieh das Gute liegt so nah.“ Und das kann
man sich doch auch mal angucken. Deshalb
richten ab August die Kommunen
noch mehr Tempo-30-Zonen ein, damit
man ihre Sehenswürdigkeiten richtig
genießen kann, wenn man dann mit
Tempo 30 vorbeizuckelt, am Lutherhaus
in Wittenberg, am Bauhaus in Dessau
oder am Hundertwasserhaus in Magdeburg.
Wobei das für Magdeburg schon
ein großer Fortschritt wäre, wenn man
endlich mal wieder mit Tempo 30 durch
die Stadt sausen könnte. Im Moment
denkt man da ja, man wäre auf einer
Internationalen Automobilausstellung.
So viel Autos kann man da auf einem
Haufen bestaunen. Im Stau. An jeder
Straßenecke. Da muss man nicht extra
auf die Autoausstellungen nach Paris,
Genf, Detroit oder Tokio fahren, um alle
Modelle zu sehen. Und die Kommunen
hätten dann auch noch eine neue Einnahmequelle,
um ihre Sehenswürdigkeiten
zu pflegen. Na, das Tempo 30 muss
ja auch kontrolliert werden. Und dazu
können die Kommunen blitzen. Und
die kassieren schärfer als die Polizei.
Während die Polizei erst kassiert, wenn
man „zehne drüber“ liegt, können die
Kommunen schon bei „viere“ drüber
kassieren. Aber das nennt sich dann
wahrscheinlich nicht Bußgeld, sondern
Kurtaxe. |