Kolumne des Monats
Mai 2017

zurück zur Übersicht

 

 

 

 




Von Spinnern und Wölfen

den Eichenprozessionsspinnern. Wobei der Unterschied zur AfD eigentlich gar nicht so groß ist. Der Eichenprozessionsspinner hängt an Bäumen herum und gilt als Schädling. Nicht nur in Magdeburg. Wenn man mit ihm in Berührung kommt, löst das allergische Reaktionen aus, wie Brennen in den Augen und starkem Husten. Die AfD dagegen hängt im Landtag rum und da gelten jetzt auch viele als Schädlinge. Allerdings nur bei Poggenburg. In seinen Augen sind die der letzte Husten. Deshalb will er die Wahl der AfD-Direktkandidaten für den Bundestag wiederholen lassen. Wenn es sein muss so lange, bis das Ergebnis seinen Vorstellungen genehm ist. Seine treuen Anhänger sollen wohl schon gefordert haben, zu Ehren ihres großen Vorsitzenden die Wahlwiederholungstaste auf den Telefonen umbenennen zu lassen in: Poggenburg-Taste. Diese Echtheit dieser Meldung konnte allerdings bisher genauso wenig bestätigt werden, wie der Urheber des Giftgaseinsatzes gegen die Bevölkerung in Syrien. Bestätigt ist jedoch der Urheber des bevorstehenden Giftgaseinsatzes gegen die Bevölkerung der Altmark - durch den Eichenprozessionsspinner, meine ich. Die „Magdeburger Volksstimme“ hat ihn enttarnt und titelte: „Luther sei Dank: Land bekämpft Gift-Raupen“. Wie aus einer Quelle, die offenbar nicht ganz dicht ist, zu erfahren war, beziehe man sich dabei auf eine Aussage Luthers von 1526: „Es ist ein gerechtes Gesetz, dass sie getötet werden, sie richten viel Schaden an.“ Gut, eigentlich meinte Luther damit nicht die Eichenprozessionsspinner, sondern die Juden, aber trotzdem haben wir ihn in diesem Jahr ganz dolle lieb. Es war ja nicht alles schlecht an Bibel-Martin. So wie an Autobahn-Adolf. Hätte der diese damals nicht gebaut, könnte sich heute der Dobrindt nicht als Autobahn-Tetzel profilieren. Und das ist ja auch der wichtigste Grund, warum der Eichenprozessionsspinner jetzt weg muss: weil sonst Touristen wegbleiben könnten auf dem Elbradweg. Und wenn der Touri nicht aufs Rad´l springt, kein Geld in unsrer Kasse klingt. Wegen so einer Einstellung hat Luther eigentlich die ganze Reformation losgetreten. Aber macht nichts, wir ehren ihn, indem wir uns nutzen, um mit Brecht zu sprechen. Vielleicht könnte man nun auch noch das Telemann-Jubiläum verwenden, um das Problem mit den Wölfen und den Schafen zu lösen. Man könnte den Hütehunden einfach einen Lautsprecher umhängen; und aus dem erklingt dann ständig als Warnung die Telemann-Kantate: „Siehe, das ist Gottes Lamm!“. „Mist!“, sagt sich da der Wolf, wenn er das hört; und zieht sich bedröppelt wieder zurück - in den Märchenwald der Gebrüder Grimm.