Kolumne des Monats
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Die ganze Welt ist Bühne
Nachdem wir den Dexit Deutschlands
aus der Europameisterschaft
verkraftet haben, können wir uns
nun wieder dem Brexit zuwenden,
Englands Beitrag zum Shakespeare-Jahr 2016.
Und der William hat ja mal gesagt: „Wenn du
den Eindruck hast, dass das Leben Theater ist,
dann such dir eine Rolle aus, die dir so richtig
Spaß macht.“ Und das haben die Engländer
gemacht. Die einen spielten die Aussteiger, die
anderen die Drinbleiber. Der ganze Brexit ist
quasi ein großes Theater. Oder Performänz,
wie man ja heute sagt. Und die besteht darin,
dass die gesamten Shakespeare-Stücke aufgeführt
werden. Los ging´s mit „Hamlet“: „Sein
oder nicht sein“ - in der EU – „das ist hier die
Frage.“ Und dann haben sich die Briten in zwei
Ensembles aufgeteilt. Die Aussteiger führten
den „Kaufmann von Venedig“ auf und sagten
zur EU: „Ich will mit euch handeln und wandeln,
... aber ich will nicht mit euch essen, mit
euch trinken, noch mit euch beten.“ Die, die in
der EU drin bleiben wollten, inszenierten „Ende
gut, alles gut“ und warnten: „Der König wird
zum Bettler nach dem Spiel“. Was soviel heißt,
wie: Elisabeth II fällt in Hartz IV. Die Aussteiger
konterten darauf mit „Othello“: „Wer´s glaubt
wird selig.“ Darauf die Drinbleiber frei mit
„Romeo und Julia“: „Es ist nicht die Nachtigall
und nicht die Lerche. Es ist er DAX!“ Und da
hatten die recht. Der DAX hatte nach dem Brexit
sofort einen Brechsit - er kotzte ab. Ein Pfund
wäre plötzlich nur noch 50 Gramm... oder so
ähnlich, drohte die Börse. Jetzt jammerten auch
schon die ersten Aussteiger wie „König Lear“:
„Es ist ein Fluch der Zeit, dass Tolle Blinde führen.“
Damit meinten sie den Boris Johnson, der
als „King Boris“ erst wie wahnsinnig für den
Brexit getrommelt hat und sich nun feige in die
Büsche schlug. Das ist eben der Unterschied
zwischen „King Lear“ und „King Boris“. Der Lear
wurde erst im hohen Alter bekloppt. Und nun
laufen erste Versuche, den Brexit rückgängig zu
machen. Ihn als „Komödie der Irrungen“ hinzustellen,
in der es heißt: „Nein sagt ein Mädchen,
weil's die Sitte will, und wünscht, dass es der Frager
deut' als Ja.“ An dieser Stelle betrat der
Heiko die Bühne. Nicht der Deutschmann, sondern
der Maas und zitierte „Maß für Maß“:
„Verdammt ist jede Schuld schon vor der Tat.“
Was so viel heißt, wie: Ob bei einer Vergewaltigung
oder beim EU-Austritt: Nein heißt Nein!
Nun, fragen sich ja viele, ob die EU aus dem
Theater eine Lehre gezogen hätte, denn in „Viel
Lärm um nichts“ heißt es: „Glücklich sind, die
erfahren, was man an ihnen aussetzt, und sich
danach bessern können.“ Aber leider scheint
dieses Stück in Brüssel völlig unbekannt zu sein,
denn der Juncker agiert weiter nach der Devise:
Euroland in Juncker-Hand. Was die Länder
dazu sagen ist ihm - wörtlich - „schnurzegal“.
Wer also jetzt annimmt, die EU hätte aus dem
Brexit irgendetwas gelernt, der träumt einen
schönen „Sommernachtstraum“.
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