Kolumne des Monats
Februar 2016

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Das Wort zum Wort

Jetzt haben wir es schwarz auf weiß. Das Unwort des Jahres 2015 lautet: Gutmensch. Da müssen wir aber verdammt umdenken. Das Wort setzt sich nämlich zusammen aus gut und Mensch. „Gut“, habe ich bis jetzt immer gedacht, ist ja das Gegenteil von schlecht. Was gut ist, kann also nicht schlecht sein. Obwohl da schon ab und zu Zweifel aufkamen. Zum Beispiel beim „Gutfleisch“-Skandal, als die halbverreckten und verwahrlosten Schweine in den Ställen gefunden wurden, die vor sich hinbluteten, und die Verantwortlichen sagten: Gut, die kämen eh in die Blutwurst. Aber wenden wir uns lieber angenehmeren Dingen zu. Gutedel, z.B. Dieser Wein ist gut und edel. Und nachdem er mehrere davon genippelt hatte war selbst Goethe der Meinung „Edel sei der Mensch – hilfreich und gut.“ Auch Maxim Gorki fand: „Ein Mensch, wie stolz das klingt!“ Gut, bei Gorki weiß ich jetzt gar nicht, ob das noch so gut ist, wenn man den Sowjetmenschen heute noch zitiert. Dann schon eher Adolf Hitler. „Mein Kampf“ darf ja wieder im Schrank stehen. Und darin wird die Vorsilbe gut wiederholt in abwertendem Zusammenhang gebraucht. Hab ich gelesen. Also, jetzt nicht in „Mein Kampf“, sondern in mei´m Wikipedia. Aber wer die Schwarte schon gekauft hat, kann das ja gerne überprüfen, dass da drin diejenigen als gutmeinende und gutmütige Menschen bezeichnet wurden, die den Feinden des deutschen Volkes in die Hände spielten. Also den Juden. Und wer denen half, war eben ein Judmensch. Das war natürlich jetzt Kokolores. Fakt ist: Wer heute zwischen Moslems und Islamisten, Flüchtlingen und Kriminellen noch unterscheiden kann, wer Krötenzäune aufstellt, ein Päckchen für den Nachbarn annimmt oder einer Oma über die Straße hilft, wird verächtlich gemacht und gleichzeitig verantwortlich, für alles, was in dieser Gesellschaft schief läuft. In einer Zeit, in der Krieg zum Friedenseinsatz, Überwachung zum Schutz der Freiheit, die Verlautbarungen der Bundesregierung zur Wahrheit erklärt werden und das Dschungelcamp zur Kultur, dagegen aber Hilfsbereitschaft als naiv, dumm und weltfremd gilt, kehrt sich natürlich auch der ursprüngliche Bedeutungsinhalt von „Gut“ und „Mensch“ ins pure Gegenteil um. So wird eben der Gutmensch zum Unwort und der Unmensch zum Gutwort.