Kolumne des Monats
Oktober 2015

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Fluchtgedanken

Immer mehr Flüchtlinge sind in Deutschland unterwegs. Darunter sind hochkarätige Leute: Ärzte, Ingenieure, Lehrer und was weiß ich nicht alles. Die werden jetzt auf die Bundesländer aufgeteilt. Auch Sachsen-Anhalt hat wieder einen Flüchtling bekommen. Der floh allerdings nicht aus Damaskus, sondern aus dem Fiskus. Aber auch er hat einen hochkarätigen Beruf: Landtagspräsident. Seine Aufgabe ist es zu präsentieren. Hat er aber nicht. Zumindest keine Steuererklärung in den Jahren 2009 bis 2013. Fünf Jahre auf der Flucht. Das hat ihm jetzt die ZASt bestätigt. ZASt, das ist die Zentrale Aufnahmestelle für Flüchtlinge. Also, für die, die aus Damaskus flohen. Für die, die aus dem Fiskus flohen ist ZASt nur die Abkürzung für ZASTER: Zentrale Abführstelle einkommensbedingter Radatten. Kurz: Finanzamt. Das ist nun wieder Wasser auf die Mühlen derer, die sagen, Flüchtlinge, egal ob aus Damaskus, dem Kaukasus oder dem Fiskus sind kriminell. „Nee“, sagt der Landtagspräsident, und hatte sich mit dem Argument umGürthet, er wäre nur „schusslig“ gewesen. „Von wegen schusslig.“, entgegnete die Staatsanwaltschaft, „das ist dusslig! Wir lassen uns doch nicht zum Detlef machen bei 130 000 € Steuerschulden.“ Da fragt man sich schon, wie ein Landtagspräsident vergessen kann, eine Steuererklärung abzugeben? Hat denn der Mann keinen Steuerberater? Oder sitzt der auf den Cayman-Islands? Und wieso hat die Zaster-Stelle, fünf Jahre nichts gesagt? Bei unsereinem kommen doch schon die Strafzinsen, wenn man mal zwei Tage später überweist. Ist das jetzt schon Wahlkampf, weil der Landtagspräsident CDU ist und in Aschersleben wohnt? Wäre er in der SPD und wohnte in Neugattersleben, da hätte ihm der Finanzminister vielleicht die Steuerschulden erlassen? Gerade Unionspolitiker fordern doch immer wieder: Kriminelle Flüchtlinge gehören abgeschoben. ... Aber wohin denn? ... Nach Bayern, wo schon ein anderer Präsident sitzt? Der vom FC Bayern. Der muss ja bloß noch zum Schlafen in seine Zelle. Da wäre die Zelle tagsüber frei und könnte von unserem Landtagspräsidenten genutzt werden. Da bekäme die Zelle dann sogar einen Namen: Präsidenten-Suite. Geht aber leider nicht. Wir können unseren Steuerflüchtling nicht so einfach abschieben. Die Bayern würden uns den sofort zurückschicken, denn Sachsen-Anhalt gilt als sicheres Drittland. Wir könnten mit ihm höchstens in Magdeburg einen Spaziergang machen in Täves Radladen und ihm zeigen, wo die Rücktritte liegen.