Kolumne des Monats
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Fluchtgedanken
Immer mehr Flüchtlinge sind in
Deutschland unterwegs. Darunter
sind hochkarätige Leute: Ärzte, Ingenieure, Lehrer und was weiß ich nicht
alles. Die werden jetzt auf die Bundesländer
aufgeteilt. Auch Sachsen-Anhalt hat wieder
einen Flüchtling bekommen. Der floh
allerdings nicht aus Damaskus, sondern aus
dem Fiskus. Aber auch er hat einen hochkarätigen
Beruf: Landtagspräsident. Seine
Aufgabe ist es zu präsentieren. Hat er aber
nicht. Zumindest keine Steuererklärung in
den Jahren 2009 bis 2013. Fünf Jahre auf
der Flucht. Das hat ihm jetzt die ZASt bestätigt.
ZASt, das ist die Zentrale Aufnahmestelle
für Flüchtlinge. Also, für die, die aus
Damaskus flohen. Für die, die aus dem Fiskus
flohen ist ZASt nur die Abkürzung für
ZASTER: Zentrale Abführstelle einkommensbedingter
Radatten. Kurz: Finanzamt. Das
ist nun wieder Wasser auf die Mühlen derer,
die sagen, Flüchtlinge, egal ob aus Damaskus,
dem Kaukasus oder dem Fiskus sind
kriminell. „Nee“, sagt der Landtagspräsident,
und hatte sich mit dem Argument
umGürthet, er wäre nur „schusslig“ gewesen.
„Von wegen schusslig.“, entgegnete die
Staatsanwaltschaft, „das ist dusslig! Wir lassen
uns doch nicht zum Detlef machen bei
130 000 € Steuerschulden.“ Da fragt man
sich schon, wie ein Landtagspräsident vergessen
kann, eine Steuererklärung abzugeben?
Hat denn der Mann keinen Steuerberater?
Oder sitzt der auf den Cayman-Islands?
Und wieso hat die Zaster-Stelle, fünf Jahre
nichts gesagt? Bei unsereinem kommen doch
schon die Strafzinsen, wenn man mal zwei
Tage später überweist. Ist das jetzt schon
Wahlkampf, weil der Landtagspräsident CDU
ist und in Aschersleben wohnt? Wäre er in
der SPD und wohnte in Neugattersleben, da
hätte ihm der Finanzminister vielleicht die Steuerschulden
erlassen? Gerade Unionspolitiker
fordern doch immer wieder: Kriminelle Flüchtlinge
gehören abgeschoben. ... Aber wohin
denn? ... Nach Bayern, wo schon ein anderer
Präsident sitzt? Der vom FC Bayern. Der
muss ja bloß noch zum Schlafen in seine Zelle.
Da wäre die Zelle tagsüber frei und könnte
von unserem Landtagspräsidenten genutzt
werden. Da bekäme die Zelle dann sogar
einen Namen: Präsidenten-Suite. Geht aber
leider nicht. Wir können unseren Steuerflüchtling
nicht so einfach abschieben. Die Bayern
würden uns den sofort zurückschicken, denn
Sachsen-Anhalt gilt als sicheres Drittland. Wir
könnten mit ihm höchstens in Magdeburg einen
Spaziergang machen in Täves Radladen
und ihm zeigen, wo die Rücktritte liegen.
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