Kolumne des Monats
September 2015

zurück zur Übersicht

 

 

 

 




Weihnachtslied zur falschen Zeit

bringt Kummer dir und Herzeleid. Bis jetzt dachte ich immer, damit ist gemeint, dass sich der Ärger einstellt, wenn so ein Lied, sagen wir mal, zu Ostern oder zu Pfingsten gesungen wird. Jetzt stellt sich raus, das ist gar nicht das Problem. Das Problem ist, wenn jemand den Inhalt so eines Liedes ernst nimmt. Wenn die Christen z. B. Weihnachten ihre Krippen aufbauen, Ochsen und Esel reinstellen und dann aus voller Lunge singen: „Ihr Kinderlein kommet, oh kommet doch all!“; dann tun sie das so laut, dass man das sogar drüben am anderen Ufer vom Mittelmeer hören kann. Und nun kommen die plötzlich auch. So schnell hatten die Christen dann ihre Krippen noch nie weggeräumt. In der Eile haben sie auch noch vergessen die Ochsen und Esel wegzupacken. Nun tapsen die hilflos auf der Straße rum und schließen sich der erstbesten Herde an, die gerade vorbei kommt: Pegida, NPD, FC Ostelbien oder was weiß ich noch alles. Wieso macht der jetzt mitten im Sommer ein Weihnachtsthema, werden jetzt die ersten Leser fragen? komme? Eben weil in den nächsten Tagen schon wieder die ersten Hohlkörper in den Kaufhallen herumstehen.. Aber nicht nur da. Sondern auch in den Turnhallen, Mehrzweckhallen oder Lagerhallen stehen jetzt Hohlkörper herum. Zwar nicht aus Schokolade, sondern aus der Politik. Wie die Weihnachtsmänner, schlagen sie die Hände über dem Sack zusammen und wundern sich, was so ein einfaches Weihnachtslied anrichten kann, wenn man es wörtlich nimmt. „Ihr Kinderlein kommet!“ Ja, wohin denn nun mit denen. In Bayern geht schon die Angst um, dass man in diesem Jahr sogar noch die Bierzelte zweckentfremden muss und man sie nicht mit maßlos Betrunkenen füllen kann, weil sie mit Massen von nicht Ertrunkenen gefüllt werden müssen. Das Innenministerium soll schon fieberhaft an einer Lösung arbeiten. Und zwar an einer Neufassung des Liedes „Ihr Kinderlein kommet!“. Durch eine undichte Stelle, die noch gesucht wird, ist der Inhalt der ersten beiden Strophen schon an die Öffentlichkeit gelangt. Die gehen dann so:

Ihr Kinderlein kommet, oh kommet nicht all'!
die Krippe hier meidet sonst kommt es zum Knall.
Drum seht, wie in dieser hochheiligen Nacht.
Ein Christ an der Krippe ein Feuer entfacht.

Da liegt es, das Kindlein, auf Heu und auf Stroh;
Maria und Joseph sie schrein: “Feurio!”
Die redlichen Hirten knien betend davor,
und draußen da jubelt teutonisch ein Chor.

Und wenn das nicht abschreckend genug wirkt, dann wird man vor lauter Hilflosigkeit Weihnachten vielleicht noch ganz abschaffen. Die rechtliche Grundlage dafür wäre gegeben. Jesus hat in Deutschland nichts verloren und darf abgeschoben werden, denn er ist aus Nazareth eingewandert. Und Israel gilt bei uns als sicherer Drittstaat.