Kolumne des Monats
August 2015

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Geld regiert die Welt …

…um das zu wissen, muss man nicht unbedingt die Rede von Gregor Gysi im Bundestag gehört haben, als es um das neue Rettungspaket für Griechenland ging. Auch Beethoven und Goethe wussten dass. Und die sind nachweislich keine Mitglieder der Linkspartei. Trotzdem lässt Beethoven in seinem „Fidelio“ den Kerkermeister singen: „Hat man nicht auch Gold beineben, kann man nicht ganz glücklich sein.“ Und selbst der Franzose Charles Gounod lässt Goethes Mephisto singen: „Ja, das Gold regiert die Welt. Sie baut Throne Gott zum Hohne.“ Am Höhnischsten kriegt das jetzt der Gott Zeus zu spüren. Der hat sich ja inzwischen schon hundertmal Vorwürfe deswegen gemacht, dass er anno dunnemals die Europa entführt hat. In der Gestalt eines Stieres. „Oh Gott, war ich damals ein Ochse!“, klagt er heute. Blöd nur, dass Europa die Enkelin des Meeresgottes Poseidon war. Da muss man sich doch nicht wundern, wenn der die Wellen im Mittelmeer so hoch schlagen lässt, dass den Griechen das Wasser bis zum Hals steht. Und Europas Mutter, hieß ja nicht umsonst Telephassa. So verhängte sie per Televisionen, also ARD, ZDF und wie die alle heißen, als Strafe, dass Europa den Griechen samt Zeus die Liebe verweigern sollte. Und was macht der Trottel Zeus? Er verwandelt sich in einen Adler und vergewaltigt Europa. In der Hektik hat er dabei dummerweise die Gestalt des deutschen Bundesadlers erwischt. Der heißt Wolfgang und kräht nun andauernd lauthals die erste Strophe des Deutschlandliedes: „Deutschland, Deutschland über alles, / über alles herrscht dein Geld.“ Offiziell darf diese Strophe zwar gar nicht gesungen werden, sondern nur die dritte, die da lautet „Einigkeit und Recht und Freiheit / Für das deutsche Vaterland.“ Aber selbst da hat Wolfgangs Adlerauge erkannt, dass da nur „Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“ steht. Von Griechenland ist da keine Rede. Und so sitzt der Adler Wolfgang in seinem Adlergestell und krächzt laufend: „Grexit, Grexit!“ In seinen Träumen jedoch erhebt er sich nachts in die Luft, um dem, wie Prometheus an die Reformen gefesselten Tsipras, Stück um Stück seiner Organe herausreißen. Schmatzend verkündet er dabei: Europa müsse an einem Strang ziehen. Und das tut es auch. Nur, liegt das eine Ende dabei um den Hals der Griechen; und für das andere Ende hat sich der Adler Wolfgang extra eine Anhängerkupplung an sein Adlergestell schmieden lassen. In die Räder greifend rezitiert er dabei, wie er Goethe verstanden hat: „Hier sitz ich, forme Menschen / Nach meinem Bilde / Ein Geschlecht, dem es gleich sei, / wenn andre leiden und weinen. / Zu genießen und zu freuen sich. / Ihrer nicht zu achten, / Wie ich!“
An diesen Wesen, wird Europa verwesen.