Kolumne des Monats
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Geld regiert die Welt …
…um das zu wissen, muss man nicht
unbedingt die Rede von Gregor Gysi
im Bundestag gehört haben, als es
um das neue Rettungspaket für Griechenland ging.
Auch Beethoven und Goethe wussten dass. Und
die sind nachweislich keine Mitglieder der Linkspartei.
Trotzdem lässt Beethoven in seinem
„Fidelio“ den Kerkermeister singen: „Hat man nicht
auch Gold beineben, kann man nicht ganz glücklich
sein.“ Und selbst der Franzose Charles
Gounod lässt Goethes Mephisto singen: „Ja, das
Gold regiert die Welt. Sie baut Throne Gott zum
Hohne.“ Am Höhnischsten kriegt das jetzt der Gott
Zeus zu spüren. Der hat sich ja inzwischen schon
hundertmal Vorwürfe deswegen gemacht, dass
er anno dunnemals die Europa entführt hat. In der
Gestalt eines Stieres. „Oh Gott, war ich damals
ein Ochse!“, klagt er heute. Blöd nur, dass Europa
die Enkelin des Meeresgottes Poseidon war. Da
muss man sich doch nicht wundern, wenn der die
Wellen im Mittelmeer so hoch schlagen lässt, dass
den Griechen das Wasser bis zum Hals steht. Und
Europas Mutter, hieß ja nicht umsonst Telephassa.
So verhängte sie per Televisionen, also ARD, ZDF
und wie die alle heißen, als Strafe, dass Europa
den Griechen samt Zeus die Liebe verweigern
sollte. Und was macht der Trottel Zeus? Er verwandelt
sich in einen Adler und vergewaltigt Europa.
In der Hektik hat er dabei dummerweise die Gestalt
des deutschen Bundesadlers erwischt. Der
heißt Wolfgang und kräht nun andauernd lauthals
die erste Strophe des Deutschlandliedes: „Deutschland,
Deutschland über alles, / über alles herrscht
dein Geld.“ Offiziell darf diese Strophe zwar gar
nicht gesungen werden, sondern nur die dritte, die
da lautet „Einigkeit und Recht und Freiheit / Für das
deutsche Vaterland.“ Aber selbst da hat Wolfgangs
Adlerauge erkannt, dass da nur „Recht und Freiheit
für das deutsche Vaterland“ steht. Von Griechenland
ist da keine Rede. Und so sitzt der Adler
Wolfgang in seinem Adlergestell und krächzt laufend:
„Grexit, Grexit!“ In seinen Träumen jedoch
erhebt er sich nachts in die Luft, um dem, wie Prometheus
an die Reformen gefesselten Tsipras, Stück
um Stück seiner Organe herausreißen. Schmatzend
verkündet er dabei: Europa müsse an einem Strang
ziehen. Und das tut es auch. Nur, liegt das eine
Ende dabei um den Hals der Griechen; und für das
andere Ende hat sich der Adler Wolfgang extra
eine Anhängerkupplung an sein Adlergestell schmieden
lassen. In die Räder greifend rezitiert er dabei,
wie er Goethe verstanden hat: „Hier sitz ich, forme
Menschen / Nach meinem Bilde / Ein Geschlecht,
dem es gleich sei, / wenn andre leiden und weinen.
/ Zu genießen und zu freuen sich. / Ihrer nicht zu
achten, / Wie ich!“ |