Kolumne des Monats
Januar 2015

zurück zur Übersicht

 

 

 

 




Wunder gibt es immer wieder

Das Jahr 2014 ging mit einem Wunder zu Ende. „Ein Wunder, ein unbeschreiblich hohes Wunder.“ Diese Worte lässt Richard Wagner seinen Tannhäuser singen. Und wo singt er diese Worte? In Thüringen! „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“. Im Dezember hatte nun eine neue Inszenierung Premiere. Unter dem Titel „Bodo und der Nervenkrieg im Landtag“ wird sie in die Geschichte des Landes eingehen. Was haben nun der Sängerkrieg auf der Wartburg und die Wahl Bodo Ramelows zum ersten linken Ministerpräsidenten miteinander zu tun? Nun, beide Veranstaltungen haben etwas mit Stimmen zu tun.
Beim Sängerkrieg hatte der Landgraf Hermann als Souverän verschiedene Sänger aufgefordert mit ihren Stimmen ein Loblied auf ihn anzustimmen. Und dann mussten die vor dem Landgrafen und der Landgräfin ihre Stimmen abgeben... also, ertönen lassen. Und wer den Souverän am besten besang, der wurde Sieger. Jetzt ist aber nicht mehr der Landgraf der Souverän in Thüringen, sondern der Wähler und, wegen der Frauenquote, natürlich auch die Wählerin. Vor denen hatten die Kandidaten bereits im September vorgesungen. Und da hat der Ramelow, seiner roten Gesinnung entsprechend folgerichtig mit Liedern von Herbert Roth, viele überzeugt. Seinen Wunsch in die Staatskanzlei einzuziehen drückte er aus mit dem Lied:

„Kleines Haus am Wald,
zu dir komm ich bald.“

Dann folgte noch ein Spottlied auf Christine Lieberknecht:

„Wenn ich dich im Dirnd´l seh,
sich mir gleich der Magen dreh.“

Von Anfang an hatte Bodo auf eine Koalition mit der SPD gesetzt. Schmachtend sang er sie an:

„Willst du mein Skihaserl sein,
mein Schatz, ich lade dich ein“

Leider war aber die alte Tante SPD zu schwach, um den roten Bodo allein auf seiner Pilgerfahrt in das „Kleine Haus am Wald“ zu tragen. Als alter Roter fragte er sich gerade: „Was nun?“, als seine Frau ihn mit zwei Opernkarten überraschte: „Tannhäuser“! Und da drin singt ja der Pilgerchor: „Den dürren Stab in Priesters Hand hat er geschmückt mit frischem Grün.“ Grün - dass isses!, schreckte Ramelow in seinem Sessel auf. Auf dem Heimweg stellte er sich flugs unter das Fenster der „Grünen“; und dort sang der Rote von Roth:

„Ich wünsch mir einen Jodler von dir.“

Und die „Grünen“ antworteten dem Roten mit Roth:

„Den Schnee-, Schnee-, Schnee-, Schneewalzer tanzen wir.
Du mit mir, ich mit dir.“

Und seitdem nennt man die neue Regierung in Thüringen nach Herbert Roth-Rot-Grün.