Kolumne des Monats
November 2014

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Herbstdepressionen

Eigentlich sagt man ja immer vom April, der würde machen, was er will. Aber auch im Oktober ging alles durcheinander. Am 3. Oktober wurde das Begräbnis gefeiert von etwas, was eigentlich erst am 7. Oktober geboren wurde. Der Tod vor dem Geburtstag. Daran ist die Kirche schuld. Die feiert auch erst den Tod von Jesus und danach seine Geburt. Ostern ist immer schon im Frühjahr und Weihnachten erst im Dezember. Und die Kirchen haben ja auch maßgeblichen Anteil daran, dass die DDR begraben wurde. Jeden Montag wurde in ihnen gebetet: „Großer Gott, wir loben dich. Herr, wir preisen deine Stärke./Vor dir neigt die Herde sich, wenn zertreten Erichs Zwerge. Rufen dir stets ohne Ruh`: Helmut, Helmut, Helmut! zu.“ Und dann hat Gott sich aufgemacht aus Oggersheim und wie Godzilla die Mauer umgeschubbt. Das ist doch Kohl, werden Sie als Leser jetzt sagen. Eben. Der hat es mittlerweile im Koppe. Also, dass es so war, meine ich. Und da ist er nicht der Einzige. Der sächsische Ministerpräsident Tillich begrüßte am 9. Oktober beim Lichtfest in Leipzig, als an die Montagsdemonstration 1989 erinnert wurde, den Genscher als „Helmut“. Obwohl der ja Hans-Dietrich heißt. Da hat der Genscher nun schon das Werkzeug im Namen, mit dem er in der Prager Botschaft die Türen zum Westen geöf fnet hat - den Dietrich - aber nein, alles ist Helmut. Mein lieber Schwan! Der hat das alles auf Tonband, der Heribert Schwan. Und da erzählt der Kohl wie es wirklich war: Gorbi hat in seine Bücher geguckt und gemerkt: „Huch, ich bin Pleite.“ Danach hätte er zu Helmut gesagt: „Nimm doch den Bimbes.“ Dass die Bürger in der DDR die Wende auf der Straße herbeigeführt hätten, wäre dem „Volkshochschulhirn“ von Thierse entsprungen. Gut, im Gegensatz zu Kohl scheint der wenigstens noch eins zu haben. Fast ist es schade, dass die DDR ihren 65. Geburtstag nicht mehr erlebt hat. Seit dem 7. Oktober hätte sie nun auch in den Westen fahren dürfen, und sich für 17 Millionen das Begrüßungsgeld abholen können. Davon hätte sie dann ihre Schulden auf einen Schlag abbezahlt… Gut, das ist jetzt genau solcher Kohl wie der, den Helmut erzählt. Wobei er in einem aber Recht zu haben scheint: Die Merkeln kann nicht mit Messer und Gabel essen. Das würde zumindest erklären, warum sie uns immer nur über den Löffel balbiert.