Kolumne des Monats
Oktober 2013

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Es herrscht wieder Ruhe im Land,

denn wir haben ja unsere Stimme abgegeben. Stimme abgeben, das klingt ja irgendwie wie Löffel abgeben. Nun können wir wieder vier Jahre darüber balbiert werden. Aber wir konnten ja wählen, wem wir den Löffel in die Hand geben. Der Raute oder dem Stinkefinger. Das Gelbe vom Ei sind beide nicht. Deshalb war ja auch der ganze Wahlkampf eine große Eierei. Man kam sich vergackeiert vor. Aber vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass das, was wir heute Wahl nennen, ausgerechnet Ostern erfunden wurde. Und zwar am Gründonnerstag des Jahres 33 nach Christus Geburt. Da kam der Landrat...nee, damals hieß der ja noch Landpfleger. Jedenfalls hatte ein gewisser Pontius Pilatus die Idee vor dem versammelten Volk zwei Kandidaten aufzustellen. Der eine hieß Jesus und der andere Barrabas. Und dann sagte der Pontius Pilatus zum Volk: „So, Leute, ihr könnt jetzt mal wählen, hinter welchem der beiden ein Kreuz gemacht werden soll. Hinter dem Jesus? Oder hinter dem Barrabas?“. „Boah!“, hat da das Volk gesagt, „woher sollen wir denn das wissen, wir kennen die beiden doch gar nicht“. Deshalb forderte der Landrat...äh, Landpfleger die beiden auf: „Los Jungs, macht mal ein bisschen Wahlkampf!“ Da haben dann die Kandidaten irgendwas über sich erzählt. Wir würden das heute Fernsehduell nennen. Jedenfalls hat der Barrabas gesagt, er wäre von Beruf Räuber; und er könne den Leuten sehr gut das Geld aus der Tasche ziehen, ohne dass die es merken. Da war die Menge nicht so begeistert. Auf Twitter würde da heute stehen: „Gefällt mir nicht“. Dann hat der Jesus erzählt, er wäre von Beruf Christus. Da konnten sich die Leute auch nicht viel drunter vorstellen. Deshalb haben sie zurückgefragt, was er denn so kann? Da sagte Jesus, er könne sehr gut übers Wasser laufen und käme wieder heil am Land an, weshalb seine Kumpels ihn auch Heiland nennen würden. Dann könne er noch machen, dass Blinde wieder sehen und Lahme wieder gehen; und er könne auch aus Wasser Wein machen. „Oh“, haben sich da die Leute gesagt, „das klingt nicht schlecht!“ Wenn wieder Hochwasser kommt, könnte der loslaufen und das THW holen, die Gesundheitsreform für Blinde und Lahme hört sich auch toll an; und wenn er noch bissel übt, schafft er es vielleicht noch, aus Wasser mal Benzin zu machen. Deshalb sprachen sie: „Christus, vielleicht christ du´s hin, das es uns endlich mal besser geht.“ Danach erfolgte der einstimmige Ruf: „Kreuziget ihn!“ Jesus wurde also aufgrund seiner Versprechungen festgenagelt. Als sie nun aber hinter dem Jesus das Kreuz gemacht hatten, stellte sich heraus, dass der Mann dadurch bewegungsunfähig geworden war. Er konnte also das, was er vor der Wahl versprochen hatte, danach nicht mehr in die Tat umsetzen. Und ausgerechnet dieser Brauch hat sich bis heute erhalten.