Kolumne des Monats
September 2013

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Es wächst zusammen,

was zusammen gehört. Durch Doping. Als Vater des Dopings gilt ja Goethe. Von dem stammt die Faust-Regel: „Blut ist ein ganz besond´rer Saft“. Und Eigenblut ein noch viel besondererer. Das ist es, was die Welt im Innersten zusammenhält. Die Sportwelt. Noch vor kurzem hieß es:
Wenn einer aus dem Osten kam,
schnell rannte, schwamm und radelt,
Medaillen mit nach Hause nahm,
dann war der Kerl genadelt.
Die Spitzensportler aus dem Osten waren alles Spritzensportler. In dem Stil jagte eine Schlagzeile die nächste. Die Presse war voll mit Namen. Von Springstein über Breuer bis Krabbe zerriss man sich die Labbe. Weil die sich ein Kälbermastmittel haben verabreichen lassen, waren Katrin und Grit die dümmsten Kühe des Ostens. Springstein wurde zum Frankenstein, der Laufmonster züchtete, um den armen Sportlern aus dem Westen den Rang abzulaufen. Während man im Westen nur unschuldig trainierte auf Tartan, machten die Medien aus dem Ostsport Tartar. Als dann bei Dieter Baumann, Klammer auf Wessi Klammer zu, 1999 festgestellt wurde, dass er neben Erfolgen auch noch Nandrolon im Urin hatte, war das auch kein Doping, sondern ein Anschlag der Stasi. Jahrelang hätte sie Baumann das Zeug in seine Zahnpasta gemixt, hieß es, und die Zahnpasta danach wieder in die Tube zurückgedrückt. Zahnpasta in die Tube zurückdrücken, das war eine Fähigkeit, die nur die Stasi besessen hat. So besessen war man damals. Sport war noch nie bloß Sport. Sport war immer Kampf. Klassenkampf. Jetzt ist die Klasse weg. Was bleibt ist das Geschäft. Nur der Schnellste und Stärkste verdient Geld. Und nur für den Schnellsten und Stärksten zahlen die Zuschauer Eintritt. Bisher hieß es immer, dass die DDR mit dem Doping 1974 systematisch begonnen haben soll. Aus der jetzt erschienen Forschungsdokumentation der Humboldt-Universität geht aber hervor, dass der BRD-Innenminister schon 1971, vor den Olympischen Spielen in München von einem Arzt gefordert hätte: „Von Ihnen als Sportmediziner will ich nur eins: Medaillen in München...koste es, was es wolle“. Wenn das Doping West also schon 1971 politisch gewollt war, dann wäre das staatlich geförderte Doping Ost ab1974 quasi nur eine Antwort auf das Doping West? So könne man das nicht sehen, sagt unser Ministerpräsident Haseloff. Und der hat recht. Wer war denn 1971 der Innenminister im Westen? Genscher! Und der stammt bekanntlich aus Halle. Schuld am Doping bleibt so oder so - der Osten.