Kolumne des Monats
Juli 2013

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Feuchtgebiete

Langsam übertreiben die das mit ihrem Wahlkampf.

In der „Magdeburger Volksstimme“ war jüngst folgende Annonce einer Arzneimittelfirma zu lesen. In großen fetten Buchstaben stand da: „Fast jede zweite Frau über 45 leidet unter Scheidentrockenheit.“ Auf den ersten Blick ein medizinisches Problem. Aber nicht, wenn über der Anzeige Angela Merkel abgebildet ist.

Dann ist das ein politisches. Hat die Annonce Peer Steinbrück schalten lassen? So unter dem Motto: Wenn ihr die Merkel wählt, werdet ihr bald auf dem Trocknen sitzen. Das wollte die Kanzlerin natürlich nicht auf sich sitzen lassen und hat gleich am nächsten Tag Bilder von ihren Feuchtgebieten gezeigt… Äh, ich meine, sie hat von sich Bilder in den Feuchtgebieten gezeigt. Also, sie war Hochwasser gucken. Um zu beweisen, dass sie durchaus flüssig ist, holte sie aus ihrer Büchse … also, wo sie sonst immer bloß spart – aus ihrer Sparbüchse, meine ich, da holte sie acht Milliarden heraus, um sie den Flutopfern in Aussicht zu stellen.

Acht Milliarden! Klingt viel, ist aber wenig. Als der Hypo-Real-Estate-Bank das Wasser bis zum Halse stand, da hat sie 150 Milliarden locker gemacht. Dagegen sind acht Milliarden ungefähr so, wie wenn man sich in Meißen in die überflutete Innenstadt stellt, einen Eimer voll Wasser abschöpft und das als Fluthilfe verkauft. Immer wenn das Volk nasse Füße kriegt, bringen die Politiker ihren Wahlkampf in trockene Tücher.

Denn das wird langsam auffällig: Immer fallen die Wahlen nämlich ins Hochwasser. Gut, bei Helmut Kohl ging es 1997 mit der Oderflut schief. Weil er zu schwer war brach der Deich. Deshalb wurde 1998 der leichtere Schröder gewählt. Aber dann Jahrhundertflut 2002: Schröder in gelben Gummistiefeln durch Grimma – danach wiedergewählt. 2005 Hochwasser in Bayern. Da war die Merkel vor Schröder auf dem Damm – Kanzlerin geworden. 2009 Hochwasser in Bayern. Merkel war gucken – Kanzlerin.

Und nun hat sie sich wieder zwischen Sandsäcken fotografieren lassen, während Steinbrück nur mit anderen Säcken posierte. Seinem Impotenzteam … äh, Kompetenzteam. Vielleicht lässt nun Änschi ihrerseits von einem Pharmakonzern eine Viagra-Anzeige drucken und einem Bild von Steinbrück drüber und dem Text drunter: „Steh auf, wenn du ein Schalker bist!“ Gut, das war jetzt ein Scherz.

Aber Fakt bleibt: In jedem Wahljahr ist das Niveau der Flüsse höher, als das Niveau des Wahlkampfes.