Kolumne des Monats
Juni 2013

zurück zur Übersicht

 

 

 

 




Alles neu macht der Mai

Überall ging der Frühjahrsputz los. Auch in der Landesregierung erfolgte eine Säuberungsaktion. Die Ministerin für Wissenschaft und Wirtschaft wurde weggeputzt. Die Frau Wolff.

Was war der Grund für ihren Rausschmiss? Hat sie in der Kantine goldene Löffel geklaut? Nein! Hat sie auf der Toilette gekifft? Nein! Hat sie ihren Sekretär sexuell belästigt? Nein! Ihr Vergehen war, ihr Amt gewissenhaft ausgeübt zu haben.
Sie ist nur ihrem Gewissen gefolgt und hat die Kürzungspolitik im Hochschulbereich öffentlich kritisiert. Da sollen die Mittel jährlich um 5 Millionen gekürzt werden. Fünf Millionen – ist das jetzt viel oder wenig? Nun, das ist relativ.

Für Ulli Hoeneß ist das relativ wenig. Der bezahlt die aus der Portokasse für seine Haftverschonung. Für Hochschulen ist das relativ viel. Die bezahlen das mit Qualitätsverlust. Deshalb verteidigte Frau Wolff die Hochschulen auch so, wie das ein Wolf mit seinen Jungen tut. Damit traf sie das Wolfsgesetz der Landesregierung in aller Härte. Das Gesetz lautet: Es ist gefährlicher, eine Meinung zu haben, als keine Ahnung. Mit ihrer Meinung war sie dem listigen Sparfuchs Bullerjahn ein Dorn im Auge. Wie der Fuchs im Hühnerhof, schlich der sich an den Hahn im Kabinett heran, also den Ministerpräsidenten und forderte: „Entweder die oder ich!“ Und wie reagierte Haseloff? Prasseldoof.

Wahrscheinlich hatte er die Diskussion um die Frauenquote noch im Hinterkopf gehabt, dass bei jeder Entscheidung diese zu Gunsten der Frau getroffen werden sollte. Und da hat er sich nicht für Herrn Bullerjahn entschieden, sondern für Frau Wolff. Bei der Entlassung per Telefon hat er ihr ausgerichtet: „Und raus bist du!“ „Gut“, hat er hinterher zugegeben, „das hätte man sich technisch optimal vielleicht anders gewünscht.“

Wie man das „technisch optimal“ macht, hätte er von seiner Kanzlerin lernen können. Wenn die jemanden los werden will, spricht die ihm einfach ihr vollstes Vertrauen aus. Guttenberg – der Mann hat mein vollstes Vertrauen – weg war er. Schavan: Die Frau hat mein vollstes Vertrauen – weg war sie. Jetzt hat sie ihr vollstes Vertrauen auch noch der von der Leyen ausgesprochen, weil die bei der Frauenquote eine andere Meinung hatte. Das war die Ankündigung: von der Leyen – von der Bildfläche. So läuft das.

Inzwischen hat Herr Haseloff nun den Herrn Möllring als Wissenschaftsminister eingestellt. Einen abgehalfterten Finanzminister aus Niedersachsen. Jetzt haben wir quasi zwei Finanzminister. Das ist ungefähr so, wie wenn einer eine Gastronomie betreibt und seinen Koch entlässt, dafür aber einen zweiten Buchhalter einstellt. Und für das Geld, das die beiden bei Wissenschaft und Bildung einsparen werden, fährt dann der Haseloff wieder quer durch Europa und bettelt um Fachkräfte für Sachsen-Anhalt …