Thomas de Maiziere
… hat erlebt was es heißt,
wenn man sagt: Er hat ein Klatsche gekriegt.
Der Urheber des Satzes: „Zur Außen- und Sicherheitspolitik eines
Vereinten Deutschlands muss gehören, dass wir Begriffe wie Krieg, Veteran
und Gefallene normal verwenden“, wollte in der Humboldt-Uni in Berlin
eine Rede halten zum Thema: „Armee der Einheit - Der Beitrag der Bundeswehr
zum gesellschaftlichen Zusammenhalt.“ Also, dazu wie die Gesellschaft
wahrscheinlich nur noch mit Waffen zusammengehalten werden kann.
Aber bevor er aber den Mund aufmachen konnte, haben die Studenten ihn mit „La
Ola“-Welle, Fußgetrampel, Klatschen, Klatschen, Klatschen und Hoch-Rufen
niedergejubelt. Dann haben sich Studenten in blutrot befleckten T-Shirts vor
das Rednerpult geschmissen. Und damit die ganze Veranstaltung.
Jetzt vermutet man, dass dies die neue Form von Wahlkampf werden könnte,
dass sich Leute über Facebook oder Twitter zu einem Flashmob verabreden.
Also, zu einer mobilen Blitzaktion über e-mail. Erfunden hat das, glaube
ich, Erich Kästner. In seinem Buch „E-mail und die Detektive“ organisierten
Kinder unter der „Parole Emil“ bereits 1929 einen Mob, der einen
Ganoven verfolgt und an der Flucht hindert.
An der Humboldt-Uni wurde einer damit in die Flucht gejagt. In der Fachsprache
heißt das „Protest durch Zustimmung“. Ähnlich wie bei
dem Tenor im Stadttheater, nach dessen Arie immer „Zugabe! Zugabe! Zugabe!“ gerufen
wird. Als ein Fremder zu seinem Platznachbarn sagt: „Wieso gefällt
Ihnen denn das? Der singt doch grottenschlecht!“, bekommt er zur Antwort: „Eben.
Aber heute mach´mern fertsch!“
So eine Aktion hatten sich jetzt auch die Salzwedeler Stadträte ausgedacht,
als die Kanzlerin zu einem Kurzbesuch in der Altmark weilte. Die Salzwedler
hatten ja noch eine Rechnung offen, weil die Merkel 2011 über die Stadt
gesagt hat, sie hätte zwar einen Bahnhof, aber den Anschluss verpasst.
Es gäbe nur deshalb so viele Arbeitslose, weil „Linke, Grüne
und Sozialdemokraten den Stadtrat beherrschen.“ Jetzt kam die Stunde
der Rache. Da aber jegliche Feindberührung … äh, Volksberührung
laut Protokoll ausgeschlossen war, war auch ein Flashmob unter dem Motto: „Du
hast die Haare schön!“ nicht möglich. Deshalb ließ der
Stadtrat das „Goldene Buch“ der Stadt zu Änschie an den Hubschrauber
hintragen, damit die sich eintragen konnte. Eine ganz subtile Form von „Protest
durch Zustimmung.“ Denn man weiß ja, wie das mit den „Goldenen
Büchern“ ist: Wenn es mal wieder anders kommt, werden die Politiker
immer wieder daraus getilgt. Wenn die Stadträte das allerdings ernst gemeint
haben sollten, und gar nicht als Ersatz für einen Flashmob, dann gehören
sie als Flaschen weggemobbt.
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