Kolumne des Monats
Februar 2013

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Die Kuh im Propeller 2013

Erinnern Sie sich noch an die Geschichte, in der ein Flugschüler auf Urlaub fährt und sich so dämlich anstellt? Ich meine jetzt nicht „Quax, der Bruchpilot“. Das war der Film mit Heinz Rühmann. Die Geschichte die ich meine, die hat Manfred Krug auf der Schallplatte „Jazz, Lyrik, Prosa“ erzählt: „Die Kuh im Propeller“.

An die muss ich immer denken, wenn ich wieder eine neue Horrormeldung über den neuen Flughafen in Berlin lese. Immerhin ist da jetzt schon der erste geflogen. Wowereit aus dem Aufsichtsrat. Als Tiefflieger. Jetzt soll sein Co-Pilot Platzek an den Steuerknüppel. Also, an die Stelle, wo unsere Steuer knüppeldick in den märkischen Sand gesetzt wird. Und wie bei der „Kuh im Propeller“ der Grigori Kossonossow damals, Sie erinnern sich? - „Agitiert nur, agitiert nur!“, trat Wowereit noch mal vor die Presse und sagte: „Also, so ist das Flugwesen, Genossen Bauern ... (Es waren ja auch Journalisten vom Bauer-Verlag dabei) „Da ihr ein, naja, na Gott naja, ungebildetes Volk seid, werde ich euch etwas von der Politik erzählen.
Hier, sagen wir mal, ist Tegel und dort vielleicht Schönefeld. Und hier naja, überhaupt...“ „Worüber redest du eigentlich?“ fragten die Journalisten? „Worüber?“ erwiderte Wowereit empört, „über das Flugwesen natürlich!“ Aber während der Kossonossow damals sagen konnte: „Das entwickelt sich“, konnte Wowereit nur sagen: „Das verzöget sich.“ Die Entrauchungsanlage entraucht nicht, die Sprinkleranlage sprinkelt nicht, die Kühlung kühlt nicht, die Terminals können die Termine nicht halten, die Kofferbänder nicht die Koffer.

„Ja, ja verschiedenes passiert so! Da ist einmal eine Kuh in den Propeller gekommen! Ritsch, ratsch, weg war sie“, sagte damals der Kossonossow. Jetzt sind es Bäume. 1036 Bäume sind am Flughafen falsch gepflanzt worden. Ritsch, ratsch, weg war´n sie! „Und Vögel?“ fragten ängstlich die „Grünen“. „Auch Vögel!“ sagte Wowereit. „Und darum meine ich“, sagte der Redner weiter, „sammelt vielleicht die ganze Bevölkerung etwas Geld.“ „Wofür denn bloß?" fragten neugierig die Journalisten. „Für den Flughafenchef natürlich“, lautete die Antwort.
Damit der weiter jährlich 355.000 € Gehalt bekommen kann. Und selbst wenn er für die Schlampereien doch noch fliegen würde, wenigstens von seinem Sessel, würde er laut Vertrag noch 1,8 Millionen Abfindung bekommen.

Das Einzige, was sich in Berlin entwickelt, ist nicht das Flugwesen, sondern das Unwesen. Denn dort ist nicht nur eine Kuh im Propeller, sondern eine ganze Herde Rindviehcher im Getriebe.