Kolumne des Monats
Oktober 2012

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Der Herbst

In der Natur fallen die Blätter von den Bäumen, im Verfassungsschutz die Chefs von den Sesseln. Nach Sachsen und Thüringen auch in Sachsen-Anhalt.

Der Herr Limburg ist zurückgetreten. Bei ihm steckte der Käse schon im Namen drin. Der Limburger zählt ja zu den Geruchsstärksten. Um nicht zu sagen, er stinkt zum Himmel, der Umstand, dass eine Akte über den Nationalsozialistischen Untergrund seit 1995 im Archiv herumliegt und der Innenminister Stahlknecht vor der Presse herumlügt, es gäbe keinen Bezug zu Sachsen-Anhalt. Dabei stehen die Namen drin. Aber der Innenminister hatte die Akte vor der Pressekonferenz gar nicht gelesen, weil er eine Reifenpanne mit seinem Dienstwagen hatte. Der Herr Minister stand quasi auf dem Schlauch. Dabei hat sich der Dienstwagen noch höflich zurückgehalten. Ihm ist nur der Reifen geplatzt. Mir platzt bei so was der Kragen, wenn dann herauskommt, dass die Namen irrtümlich Sachsen zugeordnet worden sind und deshalb in Sachsen-Anhalt nicht weiter ermittelt wurde.

Als nächstes Fallobst wartet ja schon der Berliner Geheimdienstchef. Der hat 2002 eine Akte mit Informationen über den Aufenthaltsort von Mitgliedern des Nationalsozialistischen Untergrunds nicht weitergeleitet. Wahrscheinlich hat er gedacht, NSU, dass ist bestimmt bloß so ein Automobilclub, dessen Mitglieder NSU-Prinz fahren. Dass so etwas keine böswillige Unterstellung ist, wissen wir spätestens seit 2007, als bei einer „Sonnenwendfeier“ in Pretzien das „Tagebuch der Anne Frank“ verbrannt wurde. Hinterher hieß es: „Wir wussten gar nicht, was das ist.“ Die haben das offenbar für das Drehbuch einer Telenovela gehalten: „Anne Frank - Wege ohne zurück“ oder so.

Und so geht das weiter. Das Neonazi-Bündnis „Thüringer Heimatschutz“ bestand aus ca. 140 Mitgliedern. Davon waren 40 V-Männer. Jede Demonstration, sozusagen ein Betriebsausflug des Verfassungsschutzes. Und wenn ich dann lese Bundesinnenminister Friedrich will den Verfassungsschutz ausbauen, wird mir angst. Sind dann künftig vielleicht von 140 Mitgliedern 139 V-Leute? Dann wären ja die braunen Gruppierungen so was wie ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des Verfassungsschutzes. Von unseren Steuern finanziert. Und raus kommt nichts.

Ich glaube, wenn ich dem Verfassungsschutz ein Bild von Adolf schicke und frage, ob man mir bei der Suche behilflich sein könnte, käme in der nächsten Sendung von „Kripo live“ der Aufruf: Der Verfassungsschutz bittet um Mithilfe. Wer kennt diese Person? Sie wird seit dem 30. April 1945 vermisst. Hinweise nimmt jede Verfassungsschutzbehörde gern entgegen.