Kolumne des Monats
September 2012

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Olympiade

… nennt man den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. In diesem Falle zwischen London und Rio de Janeiro.

Kaum war das olympische Feuer in der britischen Hauptstadt verraucht, war in unserer schon die Kacke am Dampfen. Innenminister Friedrich, der ja auch für den Sport zuständig ist, hatte ganz genau geplant, wie viele Medaillen die deutschen Sportler mitbringen sollten. Dieser Plan wurde in seiner Realität nur noch vom Rettungsplan für den Euro übertroffen.
Unsere Sportler hatten sich weit weniger Medaillen umgehängt und nun wird ihnen Versagen angehängt. „Nö!“, wehren sich die Sportler, „wir sind gerannt, gehuppt und haben gestemmt, was wir konnten.“ Aber die anderen konnten eben mehr. Und warum? Weil sie besser gefördert wurden. Da fragt man sich schon, wo sind denn die 240 Millionen für die Sportförderung geblieben? Gingen die in die Gestaltung oder nur in die Verwaltung? Die Sportler vermuten letzteres und werfen den „Couch Potatos“ vor, dass die seit Peking 4 Jahre nur in ihren Sesseln gehockt haben und jetzt meckern, weil es nicht so geklappt hat. Deutschland fühlt sich eben schon als Sportnation, wenn sich die Leute aller zwei Jahre bei Fußballfeten in Fanmeilen besaufen, während z.B. unsere Schwimmer jetzt in Vorwürfen ersaufen. Nachdem sie 2008 in Peking schon fast ertrunken wären, fuhren sie in London einen Erfolg nach dem anderen ein. Im Jagdschwimmen.
Sie haben die Konkurrenz erfolgreich vor sich hergejagt. In Halle sollen beim Empfang der Athleten Sprechchöre erklungen sein, wie: „Es kommt der Paule Biedermann ohne Medaille wieder an.“ Das olympische Motto „höher-weiter-schneller“ kennen die Funktionäre nur als Latein „altius-fortius-citius“ und wird von ihnen offenbar übersetzt mit „Wer alt aussieht - wird angefurzt - bis er zittert“.

Die deutsche Sportförderung ist im Moment nicht nur intransparent, sondern auch inkontinent. Sie kann die Erfolge nicht mehr halten. Der Medaillenspiegel heißt ja nicht umsonst Medaillenspiegel, sondern weil er die Situation im jeweiligen Land widerspiegelt. Und wir können im Moment eben neben Rudern nur noch gut Reiten, und Beachvolleyball - also auf dem hohen Ross sitzen und etwas in den Sand setzen.

So gesehen hat Beachvolleyball in Deutschland eine große Zukunft.