Kolumne des Monats
Juni 2011

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Ba(h)r jeder Vernunft

Langsam wird es eng. Ein Doktor nach dem anderen kommt uns abhanden. Nach Guttenberg jetzt auch noch die Koch-Mehrin und sogar die Tochter von Edmund Stoiber. Da helfen selbst die geöffneten Grenzen für den Zuzug aus dem Osten nichts.
Auch bei Doktor Schiwago wird der Titel gerade eingefroren. Auf einer Eiscremedose. Das mit dem Schiwago war jetzt Blödsinn. Aber bei den anderen fragt man sich schon: „Wie blöd sin´ die eigentlich?“ Bei Stoibers Tochter soll es ja ganz offensichtlich gewesen sein. Sie hatte kein einziges „Ä“ als Zitat ihres Vaters angegeben. Jetzt kämpft sie verzweifelt gegen die Aberkennung an. Wahrscheinlich mit dem Argument, wenn sie alle „Ä´s“ als Fußnote gekennzeichnet hätte, wäre das Register länger geworden, als die ganze Arbeit. Bei der Koch-Mehrin da liegt der Fall wieder bissel anders. Die Frau ist ja in der FDP und das ist eben die Partei, die dafür steht, dass man bei ihr alles abschreiben kann: Spenden, Wahlversprechen, Wählerstimmen. Warum dann nicht auch Doktorarbeiten. Bei den Wählerstimmen hat das Abschreiben doch auch sehr gut funktioniert.

Die FDP hat zur Zeit weniger Prozente als eine Flasche Bier. Und der Trend geht in Richtung alkoholfrei. Warum sollte es da nicht auch Doktorarbeiten geben, die gedankenfrei sind. Zumindest von eigenen. Also bar jeder Vernunft. Deshalb heißt ja jetzt der neue Gesundheitsminister auch gleich Bahr. Damit wird auch für den letzten Patienten sichtbar, worum es in der Gesundheitspolitik in Zukunft gehen wird: Um Ba(h)res!

Daniel Bahr ist nicht umsonst gelernter Bankkaufmann. Schon 2009 hat er die Abschaffung der gesetzlichen Krankenkassen gefordert. Die Krankenkasse wird nun wahrscheinlich ersetzt durch eine Ba(h)r-kasse. Das ist Deutschland. Ein Bankkaufmann macht jetzt die Gesundheit, aber dafür ein Arzt die Wirtschaft. Dr. Rösler!
Aber bei ihm ist das Ende ja schon abzusehen. Er hat gesagt, dass er nur in der Politik bleiben wolle, bis er fünfundvierzig ist. Und das finde ich schon mutig. Jetzt ist er achtunddreißig. Glaubt denn der Mann wirklich, dass er seine Doktorarbeit sieben Jahre unter Verschluss halten kann?