Kolumne des Monats
Mai 2011

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Kinder an die Macht

Was für Japan der Tsunami - ist für die FDP die Westerwelle. Beide hinterlassen ein Trümmerfeld.

Vor einem Jahr ist der Guido noch auf dem FDP-Parteitag herumgesprungen und hat in den Saal gerufen: „Ihr kauft mir den Schneid nicht ab.“ Die Bilder haben damals an den Aal-Horst auf dem Wochenmarkt erinnert. Ein Jahr später steht er nun als Phrasen-Guido einsam und verlassen auf dem Politikmarkt rum, weil die Wähler sagten: „Wir kaufen dir gar nichts mehr ab!“ Oder denken wir an seine andere Büttenrede: „Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, gibt’s einen, der die Sache regelt. Und das bin in diesem Falle ich.“ Lief auf allen Sendern hoch und runter. Wenn Guido sich heute vor den Fernseher setzt, müsste er sagen: „In jeder Sendung wo man talk und hampelt wird auf Einem rumgetrampelt. Und das bin in diesem Falle ich.“ Jetzt kann er am eigenen Leibe spüren, was der Satz bedeutet: Wer Parteifreunde hat, braucht keine Feinde mehr. Nun stehen sie dort Schlange, wo sie ihm bisher hineingekrochen sind, aber jetzt um ihm da hineinzutreten. Dabei müssen sie aufpassen, dass sie nicht die am Kopf treffen, die gerade noch auf dem Weg nach draußen sind. Bei Walter Scheel, saß die FDP noch „Hoch auf dem gelben Wagen“, bei Westerwelle ist sie unter die Räder gekommen.

Und nun ruft man nach dem Notarzt. Rösler. Der ist ja Doktor für Herz-Thorax-Chirurgie. Er soll die Herz-Lungen-Maschine für die FDP werden. Alle sagen, er hätte sich wunderbar entwickelt. Was man schon an seinem Musikgeschmack ablesen könnte. Früher war er ja mehr so Udo Jürgens-Fan. Da hörte er gern „Leiden ohne Liebe“. So hieß der Titel jedenfalls vor Röslers Gesundheitsreform. Seitdem wäre „Leiden ohne Liebe“ treffender. Ist ihm aber egal, er steht jetzt eh mehr auf Grönemeyer. „Kinder an die Macht!“ – dieser Titel hat ihn wahrscheinlich zur Kandidatur um den Parteivorsitz ermuntert. Der Philipp ist ja erst 38 Jahre alt. In der Politik ist das Frühpubertät. Aber das Schönste an ihm ist, dass er mit 45 wieder aufhören will. Und das ist offenbar der neue Kurs in der FDP. Sie will jetzt nicht mehr die Steuern senken. Sondern das Rentenalter.