Kolumne des Monats
April 2011

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Mit Pauken und Trompeten

Die alten Sprichwörter scheinen also doch zu stimmen. Zum Beispiel das: Der Glaube versetzt Berge. Auch wenn es nur ein Guttenberg ist. Durch den Glauben, er hätte eine Doktorarbeit geschrieben, wurde er versetzt. In den Ruhestand. Dazu hat man ihm den Marsch geblasen.

Wenn einem Politiker einer geblasen wird, heißt das in der Fachsprache „Großer Zapfenstreich“. Für die einen war es eine Schweinerei, für die anderen nur ein Ritual aus der Zeit der Landsknechte. Als Zeichen für die Nachtruhe wurde auf den Zapfen eines Fasses geschlagen und der Wirt durfte keine Getränke mehr ausgeben. Und nach dem Zapfenstreich durfte sich Guttenberg nicht mehr als Verteidigungsminister ausgeben. Aber einen letzten Wunsch konnte er noch äußern, einen Musikwunsch. Und da hat er sich dann als erstes „Smoke on the water“ gewünscht. Von „Deep Purple”. „Deep Purpel“ hat nicht selber gespielt. Die Bundeswehrkapelle hat getrötet. Also auch wieder kein Original, sondern ein Plagiat. Warum aber gerade dieses Lied? Nun, weil es darin heißt „Rauch über dem Wasser, ein Feuer im Himmel...“ Das sollte vielleicht noch einmal an den brennenden Tankwagen in Kundus erinnern, den Guttenberg erst für „angemessen“ hielt, dann aber merkte, dass er sich vermessen hatte. Und weil er das mitkriegte, gilt er als der erste, der von Krieg gesprochen hat.

Und dann wollte er noch den Marsch „Ludwig II.“ hören. Der Märchenkönig war ja ein Seelenverwandter von Karl-Theodor. Ohne seinen Friseur ging bei dem gar nichts. Wenn bei Ludwig die Haare nicht richtig saßen, konnte er verdammt schlechte Laune haben. Und weil der Ludwig so auf Wagner stand, hat ja Guttenberg auch extra in Bayreuth promov... also sagen wir mal herumgedoktert. Ludwigs Lieblingsoper war der „Lohengrin“. Der strahlende Ritter mit dem Schwan, der als Erlöser kam. Sein Zauber hielt aber nur so lange, wie er keinen Namen angeben muss. Und als er dann doch danach gefragt wurde, muss sich sein Schwan auf die Gänsefüßchen machen und ihn wieder aus der Kulisse ziehen. Genau wie bei Guttenberg. Als der nach Namen gefragt wurde, hieß es für ihn auch: „Mein lieber Schwan!“

Bloß, wenn schon ein Unehrenhafter in Ehren verabschiedet wird, dann wäre es doch wohl passender gewesen, die Musiker hätten erstens alle statt eines Stahlhelms einen Doktorhut aufgehabt; und sie hätten zweitens nicht den Königsmarsch gespielt, sondern den Prinzenhit: „Es ist alles nur geklaut.“