Kolumne des Monats
März 2011

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Das Juwel vom Nil

Von Stuttgart 21 redet zurzeit keiner, dafür alle von Kairo 11, weil es da zugeht wie in Berlin 89. Mubarak hat an Suleiman übergeben. So wie Egon Honecker an Erich Krenz. ... Nein, ich bringe da nichts durcheinander. Ich weiß schon, dass Honecker nicht Egon hieß und Krenz nicht Erich heißt. Das war ein künstlerisches Bild.

Ich wollte damit nur sagen, dass sich durch den Austausch nichts geändert hat. Und das ist auch voll im Sinn unserer Bundesregierung. „Nur keine schnellen Wahlen!“, hat Angela Merkel gesagt. Ja, warum eigentlich nicht? Ganz einfach, weil erst mal die Leute in Stellung gebracht werden müssen, die uns passen. Also, die zu uns passen. Man stelle sich vor, die Ägypter wählen sich plötzlich eine Regierung wie in Südamerika. Und die verstaatlicht dann vielleicht das Öl. Nicht auszudenken.

Wer vor allen Dingen jetzt unter den Zuständen in Ägypten leidet sind die deutschen Unternehmer. Erst haben sie ihre Produktion dahin verlagert, weil die Arbeitskräfte schön billig sind; und jetzt gehen die da plötzlich nicht mehr auf Arbeit, sondern lieber protestieren. Deshalb sorgt sich Rainer Brüderle um die Absätze deutscher Unternehmen in Ägypten. Als alter Wüstenfuchs ... äh, Wirtschaftsminister hat er bereits einen Zehn-Punkte-Plan aufgestellt. Damit sollen wahrscheinlich die Erfahrungen von Berlin 89 auf Kairo 11 übertragen werden. Gut, das mit den Bananen fällt schon mal weg, die haben die da unten selber. Aber ganz wichtig ist die Treuhand. Die hat ja damals geschafft, aus märkischem Sand blühende Landschaften zu machen. Da wird die auch die Sahara schaffen. Also, vorhandene Staatsbetriebe privatisieren und alle Unternehmen ohne westliche Beteiligung abwickeln. Für die sich dadurch noch weiter erhöhende Arbeitslosigkeit wird als soziale Grundsicherung dann „Nil-IV“ eingeführt. Um den alten Sicherheitsapparat zu enttarnen wird die Gründung einer „Cheops-Behörde“ empfohlen. Die muss dann alle Papyrusschnipsel rückwirkend bis zum Jahr 2019 vor Christus sichten. Dadurch können dann endlich die Klarnamen von IM´s wie „Ramses“, „Tutenchamun“ oder „Amenophis“ festgestellt, sowie deren Führungsoffiziere „Isis“ und „Osiris“ enttarnt werden.

Und wenn die Ägypter alles so machen, wie Brüderle es vorschlägt, übernimmt Deutschland sogar die Sanierung der maroden Denkmäler. Die Sphinx erhält endlich ihr Gesicht zurück. Es sieht dem von Angela Merkel verblüffend ähnlich. Was aber, wenn die Ägypter Berlin 89 nicht wollen? ... Tja, dann wird aus Kairo 11 eben doch bloß Stuttgart 21.