Public viewing
Die Fußballweltmeisterschaft war
wieder ein einziges Ablenkungsmanöver, damit man uns still und heimlich
zur Ader lassen konnte. Die Stimmviehrudel wurden wieder auf öffentlichen
Plätzen zusammengetrieben, um sie besser auf den Schlachthof führen
zu können. Public viewing nennt man das. Die wenigsten
wissen, dass Public viewing eigentlich öffentliche
Aufbahrung von Toten bedeutet. Alle glotzten auf riesige Leinwände,
ob dem Schweinsteiger beim Bolzen ein Schuss gerät. Und im Endeffekt
hatte es die gleiche Wirkung wie ein Bolzenschussgerät, mit dem jedes
arme Schwein betäubt wird, bevor man es bluten lässt. Gut, könnte
man jetzt einwenden, es waren ja nicht alle zur öffentlichen Aufbahrung.
Stimmt! Der Rest war zu Hause an die Glotze gefesselt. Das war dann sozusagen
Hausschlachtung.
Die Leiterin vom Schlachthof, also was in diesem Falle die Frau Merkel
ist, war extra nach Südafrika geflogen, um sich vor Ort zu überzeugen,
dass auch alles so löwt, wie geplant. Der Jogi hing nämlich
in diesem Komplott mit drin. Er hatte zu organisieren, dass wir garantiert
wieder gegen Argentinien gewinnen können. So wie 2006. Da hat Deutschland
auch gegen Argentinien gewonnen und die Kanzlerin sprang auf der Tribüne
hoch. Auch in diesem Jahr sprang sie wieder auf der Tribüne hoch.
Immer, wenn sie bei einem Spiel gegen Argentinien war, kam sie in Hochstimmung
zurück. 2006 ging danach die Mehrwertsteuer hoch und in diesem Jahr
eben die Krankenversicherung. Während die Leute noch fröhlich
sangen: Guck doch nicht immer zu dem Maradona hin, was ist schon
dran an Argentinien, wurden sie in aller Ruhe zur Ader gelassen.
Da kann einem schon himmelangst vor der Euro-pameisterschaft 2012 werden.
Wer jetzt denkt, da ist doch Argentinien gar nicht dabei, sollte sich
nicht zu früh freuen. Irgendwas wird sich die Regierung schon ausdenken.
Vielleicht wird dann der Eintopfsonntag wieder eingeführt, oder das
Winterhilfswerk. Der Bundespräsident hat ja schon so was angedeutet
in seiner ersten Rede. Er will in seiner Amtszeit Brücken bauen
für Jung und Alt. Und warum wohl? Damit einige dann überhaupt
noch ein Dach über dem Kopf haben. Aber unter einer Brücke hat
man ja dann das ganze Jahr über Public viewing.
|
|