Juni 2010

 

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Ein winziger Schluck

Von Magdeburg geht wieder Großes aus. Im zwanzigsten Jahr der deutschen Einheit will der Oberbürgermeister dafür sorgen, dass endlich mit dem Gerücht aufgeräumt wird, aus der DDR konnten nur das Ampelmännchen und der „Grüne Pfeil“ Eingang in die Einheit finden. Deshalb will er jetzt an die großartigen Jugendobjekte der DDR erinnern. Zum Beispiel die Friedländer Große Wiese oder die Wische in der Altmark. Die wurden vor 50 Jahren trockengelegt. Von der FDJ. 16 000 Blauhemden waren da im Einsatz. So was soll jetzt in Magdeburg mit dem Hasselbachplatz und dem Bahnhofsvorplatz auch gemacht werden. Die sollen trockengelegt werden. Vom Alkohol. Leider kann der OB dabei nicht mehr auf die Hilfe der FDJ zurückgreifen, da blaue Hemden nicht mehr im Modetrend liegen. Dafür liegen aber jetzt die Blauen mal mit und ohne Hemd auf diesen Plätzen der Stadt rum. Darum nennt man sie auch städtische Liegenschaften. Um diese nun austrocknen zu können, hatte der OB mangels FDJ nun das OVG, das Oberverwaltungsgericht, um Hilfe gebeten. Dieses lies ihn aber absaufen. Nachdem nämlich ein Getränkeverkäufer gegen das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen geklagt hatte, weil sein Umsatz zurückgegangen war, lautete das Urteil: Geld stinkt nicht. Das davon erworbene Produkt schon. Deutsches Bier ist unerreicht – zwei werden getrunken, viere geseicht. Jede Dose muss auch wieder aus der Hose. So soll es schon passiert sein, dass Touristen auf die Frage, wo es denn in Magdeburg zum Hasselbachplatz ginge, geantwortet wurde: „Immer der Nase nach!“ Und die hat der OB jetzt voll. Deshalb hat er den Ministerpräsidenten um Hilfe gebeten. Der solle bitte ein Landesgesetz beschließen, gegen den Verzehr von Alkohol auf Straßen und Plätzen. Offen ist noch, ob das dann auch für Weinbrandbohnen, Rumkugeln und Eierlikörpralinen gilt. Ministerpräsident Böhmer hat schon mal bei seinem Amtsbruder Roland Koch in Hessen rumgehorcht, ob der dazu eine Idee hätte. Hatte er. Man muss die Mittel für die Bildung rigoros kürzen, sagte Koch. Dadurch könnte dann gefährlicher Unterrichtsstoff, wie beispielsweise die alkoholische Gärung, aus dem Lehrplan gestrichen werden. Und was Hänschen nicht lernt, säuft Hans nimmermehr. Denn schon das Sprichwort sagt: Dumm frisst viel - aber Intelligenz säuft.

 

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