Menü

 

 

 

 

 




„Kerls, was für ein höllisches Feuer!“

Die Schlacht bei Torgau vor 250 Jahren - am 3. November 1760 siegte Preußen über Österreich

In diesem Kriegskalkül, diesem Leiden und Sterben besetzten die Russen und Österreicher im Jahre 1760 Berlin. Preußens Hauptstadt war an den Feind gefallen, Preußen galt als besiegt. Wenn da nicht dieser störriche König wäre, der mit seinen letzten Truppen erst Richtung Berlin, dann nach Sachsen zog. Das preußisch besetzte Dresden war wieder an Österreich gefallen; eine Rückeroberung misslungen. Nun näherte sich Friedrich der Große Torgau, dem Tor nach Sachsen. Die stark befestigte Stadt an der Elbe, war wichtiger Flussübergang auf viele Kilometer. Der österreichische Marschall Daun hatte sich hier auf den Süptitzer Höhen mit über 50.000 Mann (andere schreiben 65.000 Mann) verschanzt, um die Grenze Sachsens zu sichern. „Das kaiserliche Heer war durch Teiche, Gräben, morastige Bäche ... so gut geborgen, dass es fast unmöglich schien, die Österreicher zu werfen.“ Friedrich der Große entschied sich, seine Armee mit ca. 58.000 Mann zu teilen. Der berühmte General Zieten sollte im Süden frontal auf die Süptitzer Höhen marschieren, um die gewaltigen Kanonenbatterien einzunehmen, während Friedrich mit seinen Grenadieren von Norden angreifen wollte.

Am 3. November 1760, um 6.30 Uhr brechen die Abteilungen auf. Als Beobachter Marschall Daun melden, dass die Marschkolonnen Friedrichs die Flanke umgehen, um im Norden anzugreifen, verstärkt dieser dort seine Linien. Kurz nach Mittag sehen sich die ersten Preußen dem Gegner gegenüber. Doch es fehlt an Nachricht von Zieten. Die Österreicher eröffnen sofort das Kanonenfeuer. Friedrich ist überrascht und fragt seine Offiziere: „Kerls, was für ein höllisches Feuer! Habt Ihr je eine solche Kanonade gehört? Ich nie.“ Die weggesprengten Gipfel der Bäume prasseln auf die Soldaten nieder. Als Friedrich plötzlich Donner aus der Ferne hört, glaubt er, Zieten würde bereits angreifen. Doch waren seine Truppen noch nicht vollzählig eingetroffen. Friedrich aber muss sich entscheiden. Wird der Moment vertan, das beide die Österreicher gleichzeitig in die Zange nehmen, können diese leicht einen nach dem anderen vernichten und so den Sieg davontragen. Friedrich befiehlt den Angriff. Er weiß nicht, dass Zieten nur auf vorgezogene österreichische Reiter gestoßen war. Und während die Truppen Zietens noch zwischen Teichen und Bächen nach einem Zugang auf die Süptitzer Höhen suchen, befinden sich Friedrichs Truppen bereits in einem verlustreichen Angriff, der nicht mehr zu stoppen ist. Friedrich, der selbst mit bei den angreifenden Grenadieren ist, sinkt plötzlich vom Pferd. Eine Kugel hatte ihn leicht verwundet. Der zweite Angriff endet wie der erste in einem Desaster. Erst der dritte Angriff mit anbrechender Dunkelheit kann die erste Verteidigungslinie der Österreicher zerschlagen. Marschall Daun wird schwer verletzt nach Torgau gebracht. Als die letzten Preußen sich sammeln, um einen Angriff auf die Hauptstellung der Österreicher zu wagen, ist es bereits nach 18 Uhr. Da ist wieder Gefechtslärm aus der Ferne zu hören. General Hülsen, der nun den preußischen Oberbefehl übernommen hat, reagiert sofort und lässt die Truppen zum vierten Angriff antreten. Und inmitten der Dunkelheit, in der nur Trommler und Fanfaren Freund von Feind unterscheiden, gelingt es Zieten, die Hauptbatterie zu erobern und nun die österreichischen Kanonen gegen die Österreicher selbst zu wenden. Der Beschuss ist so überraschend, dass die Verteidiger ihre Stellungen verlassen. Daun hatte vorsorglich Brücken über die Elbe bauen lassen, die nun das Gros der Österreicher nutzt, um dem Tod zu entgehen.


Friedrich der Große vor der Schlacht bei Torgau.





Friedrich der Große am Abend in der Kirche Elsnig

Die ganze Nacht über treffen sich versprengte Österreicher und Preußen, zünden gemeinsame Feuer an, um zumindest die Nacht über Frieden zu halten. Friedrich, nachdem er gegen 18 Uhr das Schlachtfeld verlassen hatte, befindet sich in der Dorfkirche von Elsnig. Keiner seiner Offiziere kann ihm definitiv sagen, wie denn die Schlacht nun ausgegangen sei. Kurz nach Mitternacht erhebt sich der „Alte Fritz“, es selbst zu erkunden. Plötzlich sprengen Husaren aus dem Wald. Im Fackellicht erblickt der König Zieten, der ihm zuruft: „Victoria, Majestät, Victoria! Wir haben dem Feind auf's Haupt geschlagen. Er ist in voller Flucht durch Torgau über die Elbe.“ So endete die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges. Es war eine der blutigsten, aber auch überraschendsten Schlachten. Theodor Fontane schrieb später in einem Gedicht: „Sie kamen nie alleine, der Zieten und der Fritz: Der Donner war der eine, der andre war der Blitz.“

Doch trotz des Sieges, war es nicht diese Schlacht, die Preußen zur Großmacht in Europa machte. Es war der Tod der russischen Zarin Viktoria. Denn der neue Zar Peter, war ein Bewunderer Preußens und des alten Friedrich. Er machte 1762 Frieden mit Preußen. Schweden zog sich aus dem Krieg zurück und Österreich war nicht mehr imstande, den Krieg weiter zu führen. 1763 kam es zum Friedensschluss von Hubertusburg.

Axel Kühling

Menü