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Kaiser Karl IV.
von Prag nach Tangermünde

Einfach war der Weg Karls IV. (1316 - 1378) wahrlich nicht. Obwohl sein Vater Johann von Luxemburg als König von Böhmen ihn bereits früh in die Laufbahn eines zukünftigen Königs brachte, ihn zeitlang - da selbst erblindet - gänzlich die königlichen Aufgaben in Böhmen übertrug. 1346 wird er vom Papst als Gegenkönig zu König Ludwig den Bayern aufgestellt. Sein Vater Johann war in einer Schlacht gefallen, er nun selbst König von Böhmen und damit möglicher Königskandidat für das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Als 1347 Ludwig der Bayer plötzlich starb, sah er sich der deutschen Krone schon sicher, doch die Wittelsbacher, Brandenburger, Meißner und Pfälzer erklärten die Wahl Karls für nichtig, stellten im Januar 1349 einen neuen Kandidaten auf, Günther von Schwarzburg. Mit viel (Hinter)List und Ränken gelang es Karl allmählich den Kandidaten in eine unmögliche Position zu bringen, seine eigene hingegen zu stärken. Im Mai gab Günther auf, im Juni ließ sich Karl erneut in Frankfurt am Main zum König wählen und am 25. Juli 1349 in Aachen zum König krönen. Kurioserweise verstarb auch Günther wenige Wochen später. Kaum war dies geschehen, ließ er die Reichsinsignien einfach nach Böhmen bringen. Und um seine Macht innerhalb des Reiches - besonders gegenüber den bayerischen Wittelsbachern - zu sichern, soll einiges Geld geflossen sein.
Die Pest wütete im Reich und reduzierte die Bevölkerung um mehr als 30 Prozent. In vielen Landstrichen wurden die Juden dafür verantwortlich gemacht - obwohl unter dem Schutz des Königs - verfolgt und getötet. Seine Frauen wählte er recht klug. Erst sicherte er sich die Gunst des mächtigen Nachbarn mit einem Mädel vom französischen Hofe, Blanca Margarete von Valois, dann die Pfalz mit seiner zweiten Frau Anna. Die dritte Ehe sicherte ihm schlesische Gebiete zwischen Böhmen und dem Reich, die vierte Ehe gar Pommern.
1355 bekommt er vom Papst in Rom die Kaiserkrone. Schnell eilte er zurück nach Deutschland, um hier das erste Grundgesetz für die Königswahl zu verabschieden, die Goldene Bulle. Dieses Gesetz wurde bis zum Ende des Reiches 1806 beibehalten. Einige sagen, es wäre das einzig Wichtige gewesen, was er dem Reich in seiner Zeit schenkte. 1368 rief ihn der Papst nach Italien, denn hier wüteten einige Söldnerbanden, Rom war in Gefahr. Mit einem großen Heer zog Karl IV. nun über die Alpen, doch die Gegner ergaben sich schon beim Nahen des Heeres.

Während die Geschichtsschreibung dem Karl keine so bedeutende Rolle bei der Förderung des Reiches zuschreibt, so sind sie sich in einem sicher, er war der Verfechter seines Heimatlandes. Mit großem Eifer setzte er sich für die Mehrung des Reichtums im Stammland Böhmen ein. Er vergab dem Adel und den Ständen hier Freiheiten, die im Reich kaum zu finden waren. Er ließ die Moldau schiffbar bis zur Elbe machen, den Hradschin und die berühmte Karlsbrücke in Prag bauen, die erste deutsche Universität 1348 in Prag errichten. Eine Inschrift am Altstädter Rathaus in Prag beschreibt sehr eindeutig seine Absicht: Praga Caput Regni - Prag Hauptstadt des Reiches. Weitere Städte, die seine besondere Aufmerksamkeit erhielten, waren Nürnberg, Frankfurt am Main und Sulzbach in der Pfalz. Und dann kam der Freundschaft zu den hohenzollerschen Burggrafen von Nürnberg auch Brandenburg hinzu. 1363 schloss er mit Brandenburg einen Erbvertrag. 1373 vereinigte er die Mark Brandenburg gar mit Böhmen. Tangermünde wurde nun bis zu seinem Tode Zweitsitz. Hier knüpfte er als „Kaufmann unter den Kaisern“ Verbindungen zur Hanse und sicherte sich wichtige Verbindungen über die Elbe nach Böhmen. Tangermünde sollte aufsteigen zum Zentrum der Macht im Norden. Doch fünf Jahre waren dafür einfach zu wenig. Als er am 29. November 1378 in Prag verstarb, vererbte er Böhmen, Schlesien und die böhmische Königskrone an seinen Sohn Wenzel, die Lausitz an Johann und Brandenburg an Sigismund, der dann auch später zum deutschen König und Kaiser gekrönt wird. Doch Sigismund kümmerte sich wenig um die Unruhen, die in der Altmark nach dem Tod Karls IV. ausbrechen. Die Hohenzollern übernehmen das Schloss auf dem Gelände der alten Burg, doch sie fliehen auch vor den widerspenstigen Altmärkern nach Coelln-Berlin.

Axel Kühling

 

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