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800 Jahre Anhalt (1212 - 2012) Teil 12
Schluss

MIm letzten Teil unserer Artikelserie zum Jubiläum Anhalts gehen wir noch einmal ein paar Schritte zurück und schauen auf die wirtschaftliche Entwicklung Anhalts seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Anhalts Wirtschaft entwickelte sich in der Zeit der Industrialisierung und der Gründerzeit ähnlich sprunghaft, wie dies bspw. in Magdeburg oder dem Halle-Merseburger Raum geschah. Interessant ist z.B., dass zwei Jahre nach dem Beginn des Steinsalzabbaus 1859 im preußischen Staßfurt, sich Anhalt daran von Leopoldshaller Seite beteiligte. Roßlau, Coswig und Dessau partizipierten natürlich gewaltig von den steigenden Transportleistungen auf der Elbe, nach dem der Elbzoll 1870 abgeschafft wurde. Erwähnt seien hier die Gebrüder Sachsenberg aus Roßlau, die 1866 innerhalb ihrer Eisengießerei und Maschinenfabrik eine Schiffswerft errichten ließen, die bis 1944 erheblich expandierte, nach 1945 als VEB weitergeführt, firmiert sie noch in anderer Form als Roßlauer Schiffswerft.

1841 wurde Köthen der erste Bahnknotenpunkt Deutschlands, nachdem 1840 bereits die Magdeburg-Leipziger Eisenbahngesellschaft hier einen Bahnhof betrieb, war nun die Berlin-Anhaltische Eisenbahnstrecke hinzugekommen.

Am 7. August 1887 wurde dann die Eisenbahnstrecke zwischen Gernrode und Mägdesprung eröffnet, die sich über viele Erweiterungen alsbald Anhaltische Harzbahn nannte und heute noch als Selketalbahn bekannt ist.

Interessant ist, dass von 1910 bis 1911 zwischen Dessau und Bitterfeld die erste elektrifizierte Versuchsstrecke der Reichsbahn gebaut wurde. Natürlich war das auch auf das Braunkohlerevier bei Bitterfeld zurückzuführen. Ab 1907 gab es eine Straßenbahnlinie zwischen Dessau und Roßlau, die aber nach der Zerstörung Dessaus 1945 nicht wieder eingerichtet wurde.

Das Unternehmen mit dem weltweit bedeutendsten Ruf ist ohne Frage das von Hugo Junkers (1859 - 1835) im Jahre 1889 als Versuchsstation für Gasmotoren gegründete Junkerswerk. Das während der Erprobung von ihm fast nebenbei erfundene Kalorimeter bildete die profitabelste Erfindung seiner gesamten Laufbahn. Das Kalorimeter war ein Messgerät zur Bestimmung der Wärmemenge. Mit einer gewissen wirtschaftlichen Sicherheit, die sein Werk abwarf, wandte er sich nun ganz der Entwicklung von Dieselmotoren sowie seinem Traum, der Flugzeugkonstruk-tion zu. Der erste Weltkrieg wirkte sich auch auf das Dessauer Junkerswerk aus. Schnell stellte Junkers seine Produkte auf kriegstypische Erzeugnisse um. Feldküchen, Feldbetten, Feldbadewannen, Gefäße für den Essentransport, aber auch Zünder sowie Geschosse gehörten zum Produktionsprogramm. 1914 erhielt Hugo Junkers genau jenen Auftrag, der ihn weltberühmt machen sollte. Es galt ein Flugzeug aus Metall zu entwickeln. Ein Jahr später startete die J 1, das erste Ganzmetallflugzeug der Welt zu ihrem Erstflug. Waren die ersten Flugzeuge noch aus Eisenblech, wurde ab 1916/17 Duraluminium benutzt. 1919 erhielt Hugo Junkers die Erlaubnis, auf der Strecke Dessau-Weimar und nach Berlin den Flugverkehr mit Flugzeugen aufzunehmen. Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war es Deutschland nicht mehr gestattet, Flugzeuge zu bauen - Junkers reagierte und ließ diese im Ausland fertigen. 1926 war er Mitbegründer der Deutschen Luft Hansa, 1931 fertigte er die dreimotorige JU 52, die legendäre „Tante Ju“. Im Krisenjahr 1932 verkaufte er seine Gasthermen- und Badeöfenpro-duktion an Bosch, um liquide zu bleiben.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 (in Dessau war die NSDAP bereits nach den Wahlen 1932 an der Macht) weigerte Junkers sich strikt, seine Flug-zeugproduktion auf Rüstung umzustellen. Innerhalb weniger Monate wurde er zur Übergabe all seiner Patentrechte gezwungen, erfolgte die verordnete Übergabe seiner Dessauer Aktien an das Ministerium und wurde ihm nicht nur der Zugang zu seinen Werken verwehrt, sondern auch ein Aufenthalt in Dessau verboten. Hugo Junkers gründete in München die „Forschungsanstalt Professor Hugo Junkers GmbH“, um sich der Entwicklung von Metallhäusern zu widmen, und starb am 3. Februar 1935 in Gauting bei München. Die Junkerswerke wurden nun zu einer der wichtigsten Säulen der deutschen Luftrüstung. Tausende Flugzeuge wie der bald zum Sinnbild des Blitzkrieges gewordene Sturzkampfbomber Ju 87 oder der mittlere Bomber Ju 88 wurden in Dessau und den vielen Zweigwerken gebaut.

Auch das Bauhaus, welches erst 1925 nach Dessau gekommen war, und dem solch bedeutende Künstler wie Lyonel Feininger, Paul Klee, Gropius und Kandinsky angehörten, musste 1932 Dessau wieder verlassen. Dennoch schufen sie in Dessau in dieser kurzen Periode eine Vielzahl einzigartiger Gebäude.

1935 wurde die Stadt Roßlau (Elbe) zeitweise in die Stadt Dessau eingemeindet, um Dessau als Gauhauptstadt des Gaues Magdeburg-Anhalt zu vergrößern. Der Freistaat musste bereits 1934 - wie alle Territorien in Deutschland - die Souveränität und die Hoheitsrechte an das Deutsche Reich übertragen und hörte damit de facto auf zu existieren.

In Dessau, Roßlau, Bernburg, Köthen und Zerbst wurden nun Kasernen ausgeweitet oder neu errichtet, Fliegerhorste entstanden in Bernburg und Zerbst. Zum Kriegsende wurden besonders die Innenstädte von Dessau und Zerbst von den alliierten Bombenangriffen erheblich zerstört, teils bis zur Unkenntlichkeit.

Auf Anordnung werden 1946 die ehemalige preußische Provinz Sachsen (ohne den Regierungsbezirk Erfurt) und der Freistaat Anhalt zum Land Sachsen-Anhalt vereint. Ab 1952 gehört der größte Teil Anhalts zum Bezirk Halle, nur der Zerbster Teil kommt zum Bezirk Magdeburg. Am 3. Oktober 1990 erfolgte dann die Neubildung des Landes Sachsen-Anhalt.

Axel Kühling



Links die Junkers J1 - das erste Ganzmetallflugzeug der Welt

Bild oben: Wappen & Fahne des Freistaates Anhalt

Bild Mitte: Der legendäre Sturzkampfbomber Ju 87 - Sinnbild des Blitzkrieges

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