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800 Jahre Anhalt (1212 - 2012) Teil 11
Thronverzicht & Freistaat

Mit dem Tod des letzten Bernburger Herzogs vereinigten sich nach 260 Jahren wieder alle anhaltischen Herzogtümer auf Leopold IV. Friedrich (1794 - 1871) als Herzog aller anhaltischen Ländereien. Ab 30. August 1863 führte er somit den Titel Herzog von Anhalt. Nun kam auch ihm - wie nach und nach allen deutschen Fürsten - die Aufgabe zu, das Landes- vom Familienvermögen zu trennen. Natürlich war das eine Auswirkung der bürgerlichen Revolution 1848 und des bürgerliche Wirkens in den Parlamenten danach. Kurz vor seinem Tod konnte er dies 1869 für alle Seiten zufriedenstellend abschließen. Als er dann am 22. Mai 1871 als ältester deutscher Fürst verschied, hatte er zumindest noch von der Reichsgründung am 18. Januar 1871 erfahren; auch wenn ihn bei der Proklamation in Versailles bereits sein Sohn Friedrich I. (1831 - 1904) vertrat. Dieser hatte sich bis dato auch der militärischen Laufbahn gewidmet. Er trat 1851 ins Garderegiment zu Fuß in Potsdam ein, nahm am Deutsch-Dänischen Krieg 1864 auf Seiten der Preußen teil, war Chef des anhaltischen Regiments Nr. 93 und wurde 1867 zum Generalleutnant befördert. So nahm er auch am Deutsch-Französischen Krieg teil und da selbst vor Paris auch an der Kaiserpro-klamation. Mit der Reichsgründung erhielt Anhalt eine Stimme im Bundesrat und zwei Sitze im Reichstag. In seine Zeit fällt der gewaltige industrielle Aufschwung in Anhalt und die zunehmende Verschmelzung mit Preußen. So übernahm Preußen bereits 1850 das anhaltische Postwesen, 1867 ist die Integrierung des Militärs aus Anhalt in die Struktur der preußischen Armee abgeschlossen. Das preußische Oberlandesgericht in Naumburg bildet zudem ab 1879 die höchste Gerichtsbarkeit auch für Anhalt. Als Friedrich I. im Jahre 1904 in Ballenstedt verstarb wurde er mit einem Zug nach Dessau überführt und mit großem Zeremoniell in dem noch von ihm beauftragten Mausoleum im Georgenpark (heute Tierpark) Dessau beigesetzt. In der Denkmalstürmerzeit der DDR wurden die Särge 1958 entfernt und die Gebeine in ein Massengrab auf dem Ziebigker Friedhof vergraben.

Friedrich I. folgte sein zweiter Sohn Leopold Friedrich als Friedrich II. (1856 - 1918) auf dem Thron. Er wird nach dem frühen Tod seines älteren Bruders Leopold Friedrich (1855 - 1886) zum Thronfolger.

Friedrich II. war sehr musikalisch, galt als Theaterfreund und Liebhaber Wagners. So übernahm er zeitweise die künstlerische Leitung des Herzoglichen Hoftheaters. 1893 ließ er den Ring des Nibelungen erstmals als Gesamtwerk am Dessauer Hoftheater aufführen. Mit der Premiere der „Götterdämmerung“ im Mai 2012 ist es Ansinnen des heutigen Anhaltischen Theaters, dieses zu wiederholen und den Ruf Dessaus als „Bayreuth des Nordens“ auszubauen. www.der-ring-in-dessau.de

Friedrich II. nahm mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Chef des Anhaltischen Infanterie-Regiments Nr. 93 an den militärischen Kampfhandlungen innerhalb der 15. Infanteriebrigade teil. Für Verdienste im Krieg stiftete er im Dezember 1914 das Friedrich-Kreuz, dass zwar aus Bronze von der Form her dem Eisernen Kreuz ähnelte. Noch vor dem desaströsen Ende des Ersten Weltkrieges verstarb Friedrich II. im April 1918 auf Schloss Ballenstedt. Nun folgte sein Bruder Eduard (1861 - 1918) auf dem Thron. Auch er war General und starb bereits nach wenigen Monaten im September 1918 in Berch-tesgarden. Und da er vier Kinder mit Prinzessin Luise von Sachsen-Altenburg hatte, wurde der neue Herzog sein siebzehnjähriger Sohn Joachim Ernst. Da aber noch nicht volljährig übernahm sein Onkel Prinz Aribert - ein persönlicher Freund des Kaisers - die Regentschaft. Diesem blieb aber nach dem Scheitern einer Verfassungsreform innerhalb der beginnenden Novemberrevolution nichts anderes übrig, als im Namen des Hauses Anhalt am 12. November 1918 für immer auf den Thron zu verzichten. Anhalt wird zum Freistaat, in dem nach allen Wirren die SPD lange Jahre die Geschi-cke lenkt. 1925 siedelt das Bauhaus aus Weimar nach Dessau über. Bedeutende Impulse für die internationale Architektur gehen von hier aus in die Welt.


Axel Kühling



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