Mit
dem Tod des letzten Bernburger Herzogs vereinigten sich nach 260
Jahren wieder alle anhaltischen Herzogtümer auf Leopold IV.
Friedrich (1794 - 1871) als Herzog aller anhaltischen Ländereien.
Ab 30. August 1863 führte er somit den Titel Herzog von Anhalt.
Nun kam auch ihm - wie nach und nach allen deutschen Fürsten
- die Aufgabe zu, das Landes- vom Familienvermögen zu trennen.
Natürlich war das eine Auswirkung der bürgerlichen Revolution
1848 und des bürgerliche Wirkens in den Parlamenten danach.
Kurz vor seinem Tod konnte er dies 1869 für alle Seiten zufriedenstellend
abschließen. Als er dann am 22. Mai 1871 als ältester
deutscher Fürst verschied, hatte er zumindest noch von der
Reichsgründung am 18. Januar 1871 erfahren; auch wenn ihn bei
der Proklamation in Versailles bereits sein Sohn Friedrich I. (1831
- 1904) vertrat. Dieser hatte sich bis dato auch der militärischen
Laufbahn gewidmet. Er trat 1851 ins Garderegiment zu Fuß in
Potsdam ein, nahm am Deutsch-Dänischen Krieg 1864 auf Seiten
der Preußen teil, war Chef des anhaltischen Regiments Nr.
93 und wurde 1867 zum Generalleutnant befördert. So nahm er
auch am Deutsch-Französischen Krieg teil und da selbst vor
Paris auch an der Kaiserpro-klamation. Mit der Reichsgründung
erhielt Anhalt eine Stimme im Bundesrat und zwei Sitze im Reichstag.
In seine Zeit fällt der gewaltige industrielle Aufschwung in
Anhalt und die zunehmende Verschmelzung mit Preußen. So übernahm
Preußen bereits 1850 das anhaltische Postwesen, 1867 ist die
Integrierung des Militärs aus Anhalt in die Struktur der preußischen
Armee abgeschlossen. Das preußische Oberlandesgericht in Naumburg
bildet zudem ab 1879 die höchste Gerichtsbarkeit auch für
Anhalt. Als Friedrich I. im Jahre 1904 in Ballenstedt verstarb wurde
er mit einem Zug nach Dessau überführt und mit großem
Zeremoniell in dem noch von ihm beauftragten Mausoleum im Georgenpark
(heute Tierpark) Dessau beigesetzt. In der Denkmalstürmerzeit
der DDR wurden die Särge 1958 entfernt und die Gebeine in ein
Massengrab auf dem Ziebigker Friedhof vergraben.
Friedrich I. folgte sein zweiter Sohn Leopold Friedrich als Friedrich
II. (1856 - 1918) auf dem Thron. Er wird nach dem frühen Tod
seines älteren Bruders Leopold Friedrich (1855 - 1886) zum
Thronfolger.
Friedrich II. war sehr musikalisch, galt als Theaterfreund und Liebhaber
Wagners. So übernahm er zeitweise die künstlerische Leitung
des Herzoglichen Hoftheaters. 1893 ließ er den Ring des Nibelungen
erstmals als Gesamtwerk am Dessauer Hoftheater aufführen. Mit
der Premiere der Götterdämmerung im Mai 2012
ist es Ansinnen des heutigen Anhaltischen Theaters, dieses zu wiederholen
und den Ruf Dessaus als Bayreuth des Nordens auszubauen.
www.der-ring-in-dessau.de
Friedrich II. nahm mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Chef
des Anhaltischen Infanterie-Regiments Nr. 93 an den militärischen
Kampfhandlungen innerhalb der 15. Infanteriebrigade teil. Für
Verdienste im Krieg stiftete er im Dezember 1914 das Friedrich-Kreuz,
dass zwar aus Bronze von der Form her dem Eisernen Kreuz ähnelte.
Noch vor dem desaströsen Ende des Ersten Weltkrieges verstarb
Friedrich II. im April 1918 auf Schloss Ballenstedt. Nun folgte
sein Bruder Eduard (1861 - 1918) auf dem Thron. Auch er war General
und starb bereits nach wenigen Monaten im September 1918 in Berch-tesgarden.
Und da er vier Kinder mit Prinzessin Luise von Sachsen-Altenburg
hatte, wurde der neue Herzog sein siebzehnjähriger Sohn Joachim
Ernst. Da aber noch nicht volljährig übernahm sein Onkel
Prinz Aribert - ein persönlicher Freund des Kaisers - die Regentschaft.
Diesem blieb aber nach dem Scheitern einer Verfassungsreform innerhalb
der beginnenden Novemberrevolution nichts anderes übrig, als
im Namen des Hauses Anhalt am 12. November 1918 für immer auf
den Thron zu verzichten. Anhalt wird zum Freistaat, in dem nach
allen Wirren die SPD lange Jahre die Geschi-cke lenkt. 1925 siedelt
das Bauhaus aus Weimar nach Dessau über. Bedeutende Impulse
für die internationale Architektur gehen von hier aus in die
Welt.
Axel Kühling
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