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800 Jahre Anhalt (1212 - 2012) Teil 10
Revolution und Einigung

Nun kehren wir nach Anhalt-Dessau zurück. Der Letztgenannte war hier der „Alte Dessauer“, Fürst Leopold (1676 - 1747). Leopolds erstegeborener Sohn Wilhelm Gustav (1699 - 1737), der durch seine heimliche Ehe mit einer Bauerntochter Johanne Sophie Herre in Probleme kam, wurde damit aber Ahnherr der Grafen von Anhalt. Denn erst im Nachhinein anerkannte das anhaltische Haus und auch der preußische König Friedrich der Große diese Ehe und erhob seine Familie in den Adelsstand. Selbst preußischer Offizier und Kommandeur eines Regiments nahm er beispielsweise am Krieg gegen die Türken 1719 und gegen Frankreich 1735 teil. Als er bereits vor seinem Vater Leopold im Jahre 1737 an den Pocken verstarb, überging man seine Kinder in der Thronfolge (der morganatischen Ehe wegen) und der Zweitgeborene Leopolds wurde nach dem Tod des Alten Dessauers Nachfolger im Hause Anhalt-Dessau.

Leopold Maximilian (1700 - 1751) wurde, wie auch seine Brüder Moritz (1712 - 1760) und Dietrich (1702 - 1769), innerhalb der Schlesischen Kriege von Friedrich dem Großen zum preußischen Generalfeldmarschall befördert. Und eines ist sicher, der preußische König hätte im Siebenjährigen Krieg und auch in den zwei Schlesischen Kriegen zuvor wohl ohne die fürstlichen Häuser Anhalts einige Probleme mehr gehabt, Preußen überhaupt zu erhalten. Anhaltische Grenadiere und Offiziere kämpften fast an allen entscheidenden Schlachten dieser Kriege mit, so das berühmte Regiment No. 3, welches nur in der Schlacht bei Dresden 1760 seine Tressen verlor, um sie schon einen Monat später in der Schlacht bei Liegnitz durch große Tapferkeit, aber auch erhebliche Verluste zurückzuerhalten. Fürst Leopold II. Maximilian war von 1747 bis zu seinem Tode 1751 Chef dieses Regiments wie sein Vater zuvor. Kurz vor seinem Tod beauftragt er den berühmten Architekten Knobelsdorff mit dem Neubau des Dessauer Schlosses. Sein gerade elfjähriger Sohn wird nun unter Vormundschaft seines Onkels Dietrich als Leopold III. Friedrich Franz (1740 - 1817) nächster Fürst von Anhalt-Dessau. Schon 1752 zum neuen Chef des Regiments Anhalt bestellt, tritt er bereits 1757 aus den Reihen der preußischen Armee wieder aus. Die gewaltige Schlacht von Kolin am 18. Juni 1757 hatte bei ihm tiefe Spuren hinterlassen, als er seinen Onkel Moritz dahin begleitet hatte. Diesem wurde von Friedrich dem Großen die Schuld an der katastrophalen Niederlage gegeben. Obwohl Moritz es war, der sich dem Befehl Friedrichs widersetzte, welcher erst zu einer ausweglosen Situation führte. Friedrich aber wollte einen schnellen und finalen Sieg, ritt erbost mit gezücktem Degen auf Moritz zu und rief: „Bei allen Teufeln, Prinz Moritz, mache Er Front, wenn ich es befehle!“ Moritz wurde erst in der folgenden Schlacht bei Leuthen (05.12.1757) rehabilitiert und im Felde zum Generalfeldmarschall ernannt.

Friedrich Franz hingegen wollte nun vom Militär nichts mehr wissen. 1758 für volljährig erklärt, nahm er sich seines Landes Anhalt-Dessau an und wird nun zu einem der wichtigsten Begründer des Wohlstandes des Landes. Er machte Dessau-Anhalt schließlich zu einem der modernsten Kleinstaaten der damaligen Zeit. Durch sein Interesse an Landwirtschaft und Gartenbau begründete er das Dessau-Wörlitzer Gartenreich, welches als erste Parkanlage in Europa außerhalb Englands gilt. Aber auch in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Gesundheit bewirkte er bahnbrechende Neugestaltungen. In seiner Regierungszeit fiel der dritte Teil von Anhalt-Zerbst 1793 an Anhalt-Dessau. Friedrich Franz trat 1809 dem französischen Rheinbund bei und wurde so zum Herzog. Er starb 1817 an den Folgen eines Reitunfalls. Sein einziger Sohn Friedrich (1769 - 1814) war bereits verstorben, so sein Enkel Leopold IV. Friedrich (1795 - 1871) nun Herzog von Anhalt-Dessau wurde. 1848 gab es in den Landesteilen Anhalts erhebliche Unruhen. Auch Leopold IV. sah sich unter dem Druck gezwungen, am 29. Oktober 1848 eine „demokratisch-monarchische Verfassung“ zu verabschieden. Nach kurzer Tätigkeit wurden die Landtage aber wieder aufgelöst. Eine eingesetzte Kommission legte nun dem Senior des Hauses Anhalt im April 1852 eine „landstän-dische Verfassung“ für ganz Anhalt vor, wogegen vor allem die Ritterschaft aus Bernburg und Köthen Protest erhob. Dennoch fiel Anhalt-Köthen nach langem Hin und Her am 22. Mai 1853 an Anhalt-Dessau. Am 1. Oktober 1859 wurde daraufhin in Dessau und Bernburg eine für das gesamte Land Anhalt geltende „Landschaftsordnung“ verabschiedet.

Und als dann der letzte Herzog von Anhalt-Bernburg Alexander Carl (1805 - 1863), der sich seiner verstärkenden psychischen Krankheit seit 1855 auf Schloss Hoym befand, nach kinderloser Ehe verstarb, war der Weg frei für ein einiges Land Anhalt. Am 28. November 1863 tagte der erste Landtag für das vereinigte Herzogtum Anhalt. Freude kam aber nicht unbedingt auf, eher eine zunehmende Unruhe zwischen den Ständen, der Regierung und dem Herzog.

Axel Kühling



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