In diesem Teil wenden wir uns ganz dem Hause Anhalt-Köthen
zu. Hier wird es nach dem Tod von August Ludwig 1755 etwas komplizierter,
aber auch das werden wir meistern, Anhalt hat es ja auch überstanden.
Nachdem sein Vater August Ludwig 1755 verstorben war, trat Karl
Georg Lebrecht (1730 - 1789) seinen Dienst im fürstlichen Schloss
an. Ich formuliere das deshalb etwas militärisch, weil Karl
bereits in Preußen eine militärische Laufbahn gewählt
hatte. Zu dieser Zeit war er Kompaniechef beim berühmten Leibküras-sierregiment
Nr. 3, welches im Salzland in Garnison stand. Doch noch tobte der
Siebenjährige Krieg, das Regiment in den Schlachten bei Lobositz,
Prag, Kolin, Leuthen, Kunersdorf, Liegnitz und Torgau dabei. Es
war bestimmt keine einfache Zeit für den jungen Offizier, doch
diesem Krieg folgte der Bayrische Erbfolgekrieg, an dem er teilnahm,
zum General befördert wurde. Nach dem Feldzug in Holland 1788
bat er den preußischen König um ein eigenes Regiment.
Als der König das ablehnte, wechselte er mit fatalen Folgen
in kaiserliche Dienste. Als Generalfeldmarschall zog er mit seinen
Truppen 1789 nach Serbien den Türken entgegen. Hier erkrankte
er an einem damals unbekannten Fieber und verstarb. So fand er seine
letzte Ruhestätte nahe Belgrad.
Ihm folgte sein Sohn August Christian Friedrich (1769 - 1812), der
ebenfalls vorerst preußischer Generalmajor war und dann als
Feldmarschall in kaiserliche Dienste wechselte. Von Napoleon als
Monsieur d'Anhalt angesprochen, nahm er von diesem 1806
die Herzogenwürde an. Von Napoleon beeindruckt, bemühte
er sich seit 1810, sein Land nach neuer französischer Manier
umzugestalten. Er unterteilte Anhalt-Köthen in zwei Departements,
kreierte einen Staatsrat, führte den Code Napoleon
ein und stiftete 1811 einen Verdienstorden. All diese Neuerungen
wurden aber nach seinem Tode fast gänzlich beseitigt. Nachfolger
wurde der unmündige Sohn seines Bruders Ludwig (1802 - 1818)
unter Vormundschaft von Vater Franz, Herzog Leopold
III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Doch wie Sie an den Lebensdaten
sehen können, kam er nicht einmal mehr zur Regentschaft, denn
er verstarb mit 16 Jahren. Nun war guter Rat teuer, denn das Land
war ziemlich verschuldet, ein Nachfolger nicht mehr vorhanden.
Hier ist eine kleine Zäsur nötig - und wir kommen kurz
zurück zu August Ludwig, welcher 1755 verstarb. Dieser hatte
Emilie von Promnitz geheiratet. Ihr gemeinsamer jüngerer Sohn
Friedrich Erdmann (1731 - 1797) erhielt 1765 vom Grafen von Promnitz
die Herrschaft Pleß im Schlesischen unweit von Kattowitz.
Und so wurde die Nebenlinie Anhalt-Köthen-Pleß gestiftet.
Und es traf auch den richtigen, denn Friedrich Erdmann hatte unternehmerisches
Blut. In kurzer Zeit sicherte er sich das Bergregal von Preußen
- immerhin war Schlesien nach drei Schlesischen Kriegen preußisch
- und förderte im beginnenden Industriezeitalter Steinkohle.
Nach seiner Herrschaft Pleß wurde die Plessenburg südlich
von Ilsenburg benannt.
Und hier komme ich auch gleich zu einem kleinen Fehler in der Übersicht
in der August-Ausgabe des Freizeitplaners, denn Nachfolger wurde
nun im Hause Anhalt-Köthen-Pleß Fürst Friedrich
Ferdinand (1769 - 1830). Er war der zweite Sohn von Friedrich Erdmann.
Den Erstgeborenen Ernst (1768 - 1808) hatte man übergangen,
weil dieser psychisch sehr krank war. Friedrich Ferdinand war preußischer
Generalmajor und konnte nach der verlorenen Schlacht bei Jena 1806
mit seinem Regiment ins Bömische fliehen, wo sie schließlich
von den Österreichern entwaffnet wurden. So zog er sich bis
1813 auf sein Gut in Pleß zurück, um aber sofort als
ein Befehlshaber der schlesischen Befreiungsarmee dabei zu sein.
Und hier können wir an den Tod des 16-jährigen Ludwig
von Anhalt-Köthen anschließen, denn Ferdinand übernimmt
nun als neuer Herzog von Anhalt-Köthen die Regierunggeschäfte
und übergibt seinem Bruder Heinrich (1778 - 1847) die Herrschaft
Pleß. Ferdinand tritt 1825 zum Katholizismus über, aber
der Versuch das auf seine Landeskinder zu übertragen, führt
zu großer Gegenwehr. Er war es auch, der Samuel Hahnemann,
dem Begründer der Homöopathie, eine Wohnung gab und ihn
zum Leibarzt machte. Interessant ist auch, dass sich Ferdinand sehr
der Landwirtschaft widmete und die Schafzucht beförderte. Aus
Mangel an genügend Weidegrund erwarb er einen großen
Landstrich in der südlichen Ukraine, welchen er Askania
Nova nannte. 1828 zogen 28 Anhalter mit über zweitausend
Schafen nach Neuaskanien und konnten dort ein recht erfolgreiches
Gut aufbauen. Anhalt verkaufte das Gut aber 1856 an den Deutschrussen
Friedrich Fein, sein Urenkel Friedrich von Falz-Fein erbte das Land
und gründete neben dem Landwirtschaftsbetrieb einen Tierpark
mit 58 Säugetierarten und über 400 Vogelarten. Als Naturschutzgebiet
hat Askania Nova bis heute Bestand.
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