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800 Jahre Anhalt (1212 - 2012) Teil 9
Köthen, Pleß & Askania Nova

In diesem Teil wenden wir uns ganz dem Hause Anhalt-Köthen zu. Hier wird es nach dem Tod von August Ludwig 1755 etwas komplizierter, aber auch das werden wir meistern, Anhalt hat es ja auch überstanden.

Nachdem sein Vater August Ludwig 1755 verstorben war, trat Karl Georg Lebrecht (1730 - 1789) seinen Dienst im fürstlichen Schloss an. Ich formuliere das deshalb etwas militärisch, weil Karl bereits in Preußen eine militärische Laufbahn gewählt hatte. Zu dieser Zeit war er Kompaniechef beim berühmten Leibküras-sierregiment Nr. 3, welches im Salzland in Garnison stand. Doch noch tobte der Siebenjährige Krieg, das Regiment in den Schlachten bei Lobositz, Prag, Kolin, Leuthen, Kunersdorf, Liegnitz und Torgau dabei. Es war bestimmt keine einfache Zeit für den jungen Offizier, doch diesem Krieg folgte der Bayrische Erbfolgekrieg, an dem er teilnahm, zum General befördert wurde. Nach dem Feldzug in Holland 1788 bat er den preußischen König um ein eigenes Regiment. Als der König das ablehnte, wechselte er mit fatalen Folgen in kaiserliche Dienste. Als Generalfeldmarschall zog er mit seinen Truppen 1789 nach Serbien den Türken entgegen. Hier erkrankte er an einem damals unbekannten Fieber und verstarb. So fand er seine letzte Ruhestätte nahe Belgrad.

Ihm folgte sein Sohn August Christian Friedrich (1769 - 1812), der ebenfalls vorerst preußischer Generalmajor war und dann als Feldmarschall in kaiserliche Dienste wechselte. Von Napoleon als „Monsieur d'Anhalt“ angesprochen, nahm er von diesem 1806 die Herzogenwürde an. Von Napoleon beeindruckt, bemühte er sich seit 1810, sein Land nach neuer französischer Manier umzugestalten. Er unterteilte Anhalt-Köthen in zwei Departements, kreierte einen Staatsrat, führte den „Code Napoleon“ ein und stiftete 1811 einen Verdienstorden. All diese Neuerungen wurden aber nach seinem Tode fast gänzlich beseitigt. Nachfolger wurde der unmündige Sohn seines Bruders Ludwig (1802 - 1818) unter Vormundschaft von „Vater Franz“, Herzog Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau. Doch wie Sie an den Lebensdaten sehen können, kam er nicht einmal mehr zur Regentschaft, denn er verstarb mit 16 Jahren. Nun war guter Rat teuer, denn das Land war ziemlich verschuldet, ein Nachfolger nicht mehr vorhanden.

Hier ist eine kleine Zäsur nötig - und wir kommen kurz zurück zu August Ludwig, welcher 1755 verstarb. Dieser hatte Emilie von Promnitz geheiratet. Ihr gemeinsamer jüngerer Sohn Friedrich Erdmann (1731 - 1797) erhielt 1765 vom Grafen von Promnitz die Herrschaft Pleß im Schlesischen unweit von Kattowitz. Und so wurde die Nebenlinie Anhalt-Köthen-Pleß gestiftet. Und es traf auch den richtigen, denn Friedrich Erdmann hatte unternehmerisches Blut. In kurzer Zeit sicherte er sich das Bergregal von Preußen - immerhin war Schlesien nach drei Schlesischen Kriegen preußisch - und förderte im beginnenden Industriezeitalter Steinkohle. Nach seiner Herrschaft Pleß wurde die Plessenburg südlich von Ilsenburg benannt.

Und hier komme ich auch gleich zu einem kleinen Fehler in der Übersicht in der August-Ausgabe des Freizeitplaners, denn Nachfolger wurde nun im Hause Anhalt-Köthen-Pleß Fürst Friedrich Ferdinand (1769 - 1830). Er war der zweite Sohn von Friedrich Erdmann. Den Erstgeborenen Ernst (1768 - 1808) hatte man übergangen, weil dieser psychisch sehr krank war. Friedrich Ferdinand war preußischer Generalmajor und konnte nach der verlorenen Schlacht bei Jena 1806 mit seinem Regiment ins Bömische fliehen, wo sie schließlich von den Österreichern entwaffnet wurden. So zog er sich bis 1813 auf sein Gut in Pleß zurück, um aber sofort als ein Befehlshaber der schlesischen Befreiungsarmee dabei zu sein. Und hier können wir an den Tod des 16-jährigen Ludwig von Anhalt-Köthen anschließen, denn Ferdinand übernimmt nun als neuer Herzog von Anhalt-Köthen die Regierunggeschäfte und übergibt seinem Bruder Heinrich (1778 - 1847) die Herrschaft Pleß. Ferdinand tritt 1825 zum Katholizismus über, aber der Versuch das auf seine Landeskinder zu übertragen, führt zu großer Gegenwehr. Er war es auch, der Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, eine Wohnung gab und ihn zum Leibarzt machte. Interessant ist auch, dass sich Ferdinand sehr der Landwirtschaft widmete und die Schafzucht beförderte. Aus Mangel an genügend Weidegrund erwarb er einen großen Landstrich in der südlichen Ukraine, welchen er „Askania Nova“ nannte. 1828 zogen 28 Anhalter mit über zweitausend Schafen nach Neuaskanien und konnten dort ein recht erfolgreiches Gut aufbauen. Anhalt verkaufte das Gut aber 1856 an den Deutschrussen Friedrich Fein, sein Urenkel Friedrich von Falz-Fein erbte das Land und gründete neben dem Landwirtschaftsbetrieb einen Tierpark mit 58 Säugetierarten und über 400 Vogelarten. Als Naturschutzgebiet hat „Askania Nova“ bis heute Bestand.



Das Hahnemann-Lutze-Denkmal in Köthen

Als Ferdinand 1830 kinderlos starb trat wiederum sein Bruder Heinrich in seine Fußstapfen, er wurde neuer Herzog von Anhalt-Köthen. Der Heinrichsplatz in Köthen erinnert noch immer an ihn, denn er ließ 1840 eine Eisenbahnstrecke der Magdeburg-Leipziger Gesellschaft durch Köthen bauen, nachdem Bernburg dies abgelehnt hatte. Zudem nahm er den heimatlosen Wunderheiler Arthur Lutze auf, der in Köthen eine homöopathische Klinik errichtet, die sich in ganz Europa einen Namen machte.

Mit dem Tode des kinderlosen Herzogs, der gleichermaßen als General in preußischen Diensten stand, fiel Anhalt-Köthen 1847 zunächst an Anhalt-Bernburg und 1853 an Anhalt-Dessau. .

Axel Kühling



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