800 Jahre Anhalt (1212 - 2012) Teil 8
Bernburg, Köthen, Zerbst
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Im
Hause Anhalt-Bernburg folgten 1630 nach dem Tode von Christian I.
seine Söhne Christian II. (1599 - 1656) als nachfolgender Fürst
und Friedrich (1613 - 1670) als neuer Fürst von Anhalt-Bernburg-Harzgerode,
da dieser bei der Erbteilung neben dem Harzbezirk auch Harzgerode
und Güntersberge erhielt. Aber auch diese Nebenlinie war nicht
von langer Dauer, denn schon mit dem Tod des Sohnes, Fürst Wilhelm
von Anhalt-Bernburg-Harzgerode, erlosch die Linie. Zudem Fürst
Friedrich nicht sehr viel Glück hatte. Nicht nur dass der Dreißigjährige
Krieg sein Leben erheblich prägte, schon kurz nach seiner Einführung
als Fürst brannte seine Residenzstadt Harzgerode 1635 fast vollends
ab. Sein Sohn Wilhelm kümmerte sich ab 1656 sehr um den Wiederaufbau
des kleinen Landes, doch trotz zweier Ehen blieb er kinderlos. Das
Land fiel 1709 zurück an den Fürsten Victor Amadeus von
Anhalt-Bernburg (1634 - 1718), der sein Land bereits durch den Ankauf
einiger Güter vermehrt hatte. Als er 1718 starb, erhob sich zwischen
seinen beiden Söhnen Karl Friedrich (1668 - 1721) und Lebbrecht
(1669 - 1727) ein Streit um Harzgerode. Am Ende erhielt der Erstgeborene,
Karl Friedrich, Harzgerode und Lebbrecht eine Abfindung. Durch den
Streit wurde auch gleich eine erneute Teilung des Landes fällig.
Unter Lebbrecht entstand die fürstliche Nebenlinie Anhalt-Bernburg-Hoym.
Meist waren diese Nebenlinien nur mit entsprechenden Gütern ausgestattet,
besaßen aber nicht die Hoheit über das Land. So auch in
diesem Fall. Nach der Heirat mit Charlotte von Nassau-Schaumburg 1692
kamen die Herrschaften Schaumburg & Holzappel hinzu, so die Linie
sich nun Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym nannte, welche bis in das
Jahr 1812 Bestand hatte und dann an Anhalt-Bernburg zurückfiel.
Die Hauptlinie Bernburg wurde indessen von Karl Friedrich fortgeführt,
der vorerst standesgerecht seine Cousine Sofie Albertine ehelichte,
aber nach ihrem Tod 1708 entgegen dem Rat seines erblindeten Vaters
Victor Amadeus, 1715 eine Kammerjungfer heiratete. Die hier geborenen
Söhne wurden zwar im Nachhinein als Grafen von Bährnfeld
geadelt, aber waren von der Erbfolge ausgeschlossen. Der Sohn aus
erster Ehe Victor Friedrich (1700 - 1765) wurde 1721 Fürst und
widmete sich erfolgreich dem Hüttenwesen und Silberbergbau, aber
erfolglos der Seidenraupenzucht. 1724 heiratete er Luise, die Tochter
des Alten Dessauers, 1745 ließ er das Fürstliche
Regierungsgebäude in Bernburg errichten. Sein ältester Sohn
Friedrich Albrecht (1735 - 1796) übernahm 1765 die Regierungsgeschäfte
und verlegte seine Residenz nach Ballenstedt. Hier ließ er 1788
das Hoftheater erbauen, das heute noch als Schlosstheater bekannt
ist und als ältestes Theater Sachsen-Anhalts gilt. Bis heute
ist ungeklärt, ob er 1796 Opfer eines Jagdunfalls wurde oder
Selbstmord beging. Sein einziger Sohn Alexius Friedrich Christian
(1767 - 1834) folgte im Hause Bernburg. Bereits ein Jahr später
erhielt Anhalt-Bernburg durch die Aufteilung von Anhalt-Zerbst ein
Drittel dieses Landes mit den Ämtern Coswig und Mühlingen.
Alexius war sehr aktiv, ließ Kirchen, Schulen und neue Chausseen
bauen. Zudem beauftragte er 1826 den Bau des heutigen Carl-Maria-von-Weber-Theaters
in Bernburg. Das mehrfach verworfene Konzept eines Kurbetriebes an
einer schwefelhaltigen Quelle nahe Hagenrode ließ er wieder
aufleben. Das Quellwasser wurde nochmals untersucht und seines Eisengehalts
wegen als heilend eingestuft. Nach Gründung der Brunnendirektion,
eines Bades und einer Spielbank kamen viele Kurgäste, so dass
1810 Alexisbad gegründet wurde. Und hier schließt sich
auch der Kreis zum Theater, denn der bekannteste Kurgast war Carl
Maria von Weber. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation und den ersten Truppen Napoleons im Land ging das
gesamte Haus Anhalt einen Notpakt ein. Sie erhielten zwar für
ihre Häuser den erblichen Herzogentitel, aber mussten als Folge
dem Rheinbund Napoleons beitreten. Nun standen die in Anhalt ausgehobenen
Truppen überall in Europa unter französischer Fahne im Krieg.
Nach dem Desaster des Russlandfeldzuges trat das Haus Anhalt 1813
den Widersachern Napoleons und 1815 dem Deutschen Bund bei.
Als Ludwig I. (1579 - 1650), der Stifter der Linie Anhalt-Köthen
1650 starb, galt sein noch unmündiger Sohn Wilhelm Ludwig (1638
- 1665) als Nachfolger. Erst unter Vormundschaft trat er erst mit
Volljährigkeit 1659 seine Regierung an. Nach dessen kinderlosem
Ableben 1665 kommen die Söhne des abgefundenen Fürsten von
Anhalt(-Plötzkau) Lebrecht und Emanuel an die Reihe. Aber auch
Lebrecht starb bereits 1669 kinderlos, sein Bruder Emanuel 1670. Nun
folgt dessen Sohn Emanuel Lebrecht, der erst nach dem Tode des Vaters
1671 geboren wurde und so auch erst 1692 die Regierung in Anhalt-Köthen
antreten konnte. Und einfach hatte es Emanuel Lebrecht nicht, 19 Jahre
verwaltet seine Mutter als Witwe den Besitz und als er sich die nicht
standesgemäße Gisela Agnes von Rath zur Frau wünscht,
ist seine Mutter vehement dagegen. Trotzdem heiraten beide in aller
Stille 1692. Es kommt zu Problemen und erst im Nachhinein anerkennen
die Mitglieder des Hauses Anhalt und 1699 auch der Kaiser die Kinder
als erblich akzeptabel. Mit nur 33 Jahren verstarb Emanuel
Lebrecht 1704 und sein gleichermaßen unmündiger Sohn Leopold
(1694 - 1728) übernahm. Ihm verdankt Köthen Johann Sebastian
Bach, denn Leopold - selbst Geiger - bot Bach 1716 den Posten des
Kapellmeisters an. Auch Leopold wird nur 34 Jahre und sein Bruder
August Ludwig (1697 - 1755) übernahm 1728 seinen Platz.
Nun denn, bleibt noch die Linie Anhalt-Zerbst. Rudolf (1576 - 1621)
hatte bei der Aufteilung 1606 das Zerbster Land mit Lindau, Roßlau
und Coswig erhalten. Nach seiner ersten Ehe mit der Tochter des Herzogs
von Braunschweig-Lüneburg heiratete er 1612 Magdalene, die Tochter
des Grafen von Oldenburg. Da die erste Ehe nur Mädchen erbrachte,
war die Freude groß, als dann Sohn Johann VI. im März 1621
als Nachfolger geborgen wird. Doch die Freude währte nur kurz,
denn schon im August des Jahres - also wenige Monate nach der Geburt
- verstirbt Vater Rudolf. Interessant aber ist, dass der Bruder von
Magdalene aus dem Oldenburgischen dem Haus Anhalt-Zerbst die Herrschaft
Jever überträgt. Nicht nur, das dadurch die Herren in Jever
das damals sehr bekannte Zerbster Bier zu brauen lernen, nein, Jever
wird durch die spätere Zarin - eine Prinzessin von Anhalt-Zerbst-Dornburg
- auch noch russisches Gebiet mitten im Deutschen Reich. Johann VI.
(1621 - 1667) folgte in der Zerbster Residenz. Ihm gelang es nach
dem Ableben der Grafen von Barby 1659 Mühlingen, später
auch Dornburg und Möckern anzuschließen. Im Alter von 46
Jahren verstarb er an Pocken. Nachfolger Karl Wilhelm (1652 - 1718)
gab die Anordnung zur Errichtung des Schlosses (1681) und der St.
Trinitatiskirche in Zerbst. Sein Bruder Johann Ludwig I. (1656
- 1704) - jahrelang in kaiserlichen Diensten, zog sich später
auf das Schloss Dornburg zurück und begründete so die Nebenlinie
Anhalt-Zerbst-Dornburg. Doch auch diese Nebenlinie erlosch bereits
1742, denn nach dem Tod des nächsten Fürsten von Anhalt-Zerbst,
Johann August (1677 - 1742), der zwar 1722 den berühmten Johann
Friedrich Fasch zum Hofkapellmeister machte, aber nach zwei Ehen kinderlos
blieb, übernahm die Nebenlinie Dornburg die Hauptlinie Anhalt-Zerbst
und führte diese weiter. Johann Ludwig II. (1688 - 1746), Sohn
von Johann Ludwig I., blieben nur vier Jahre Regierungszeit im Hause
Anhalt-Zerbst bis er kinderlos starb, so regierte sein Bruder Christian
August (1690 - 1747) ein Jahr allein weiter, bis auch er verschied.
Immerhin war dieser während der Schlesischen Kriege Generalfeldmarschall
in preußischen Diensten, Gouverneur von Stettin und zudem der
Vater von Sophie Auguste Frederike, die am 2. Mai 1729 in der Festung
Stettin geboren wurde. Sie lernte 1739 Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf
kennen, der als Peter III. Fjodorowitsch russicher Thronfolger war.
1745 unternahm Sophie ihre lange Reise nach Moskau und heiratete hier
den späteren Zaren. Dieser überlebte seine Thronfolge aber
nur um Monate und die einstige Prinzessin aus Anhalt-Zerbst-Dornburg
machte sich durch einen Staatsstreich als Katharina die Große
zur Zarin von Russland.
Friedrich August (1734 - 1793), Sohn des Generalfeldmarschalls Christian
August, übernahm nun die Regierungsgeschäfte in Anhalt-Zerbst
und lieferte Friedrich dem Großen den Grund, Anhalt im Siebenjährigen
Krieg zu besetzen. Seine Mutter beherbergte trotz Neutralität
einen französischen Marquise im Schloss, der der Spionage verdächtigt
wurde. Und der preußische König Friedrich II. fackelte
meist nicht lang. Und da Anhalt nun besetzt war, musste der junge
Fürst ins Exil. Um aber weiter mehr als erträglich leben
zu können, verkaufte er zwei Regimenter mit Soldaten aus seiner
Herrschaft Jever an Großbritannien, die jeden Mann im amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg brauchten. 1793 verstarb Friedrich August
in Luxemburg. Das Land des Fürstentums Anhalt-Zerbst wurde zwischen
den drei anderen Häusern Bernburg, Dessau und Köthen aufgeteilt.
Die Herrschaft Jever ging an die russische Zarin Katharina die Große.
Axel Kühling
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