800 Jahre Anhalt (1212 - 2012) Teil 6
Fruchtbringendes Haus
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Nach
dem Tod von Joachim Ernst von Anhalt im Jahre 1586, der für einige
Jahre ganz Anhalt regieren konnte, regierten seine Söhne immerhin
17 Jahre das Haus Anhalt gemeinschaftlich. In dieser Zeit wurde die
Reformation weiter durchgesetzt, aber es kam auch bald zu einigen
Streitigkeiten. Am 17. Juni 1603 waren sich die Brüder einig,
das Land Anhalt unter sich aufzuteilen. Zwei waren indessen schon
gestorben, so dass die fünf verbliebenen nun folgend das Land
unter sich aufteilten. Johann Georg I. (1567 - 1618), der Älteste,
wählte Dessau mit Lippene, Raguhn, Jessnitz, Wörlitz, Sandersleben
und Freckle-ben. Fürst Christian I. (1568 - 1630) nahm Bernburg
mit Plötzkau, Ballenstedt, Hoym, Harzgerode und Günthersberge.
Fürst Rudolf I. (1576 - 1621) erhielt das Zerbster Land mit Zerbst,
Kermen, Lin-dau, Roßlau und Coswig. Der Jüngste, Ludwig
I. (1579 - 1650) bekam Köthen nebst Wulfen, Nienburg und Warmsdorf.
Fürst August (1575 - 1653) wurde vorerst nur abgefunden. Er erhielt
300.000 Taler und später als weiteren Ausgleich das Amt Plötzkau.
Ungeteilt blieben die Berg- und Salzwerke, die Landsteuer, die Alte
Burg Anhalt und das hochfürstliche Archiv. Zudem der Vertrag
festlegte, dass keiner der Brüder etwas vom Besitz verpfänden
oder gar versetzen durfte.
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Die
Fruchtbringende Gesellschaft - Palmenorden -
Die Fruchtbringende Gesellschaft war die erste deutsche
Sprachgesellschaft, die 1617 unter Fürst Ludwig von Anhalt-Köthen
gegründet wurde. Ihren Sitz hatte die Gesellschaft, welche sich
einen indianischen Palmenbaum als Symbol zulegte und danach
auch Palmenorden hieß, im Köthener Schloss.
Ihr Ziel war es, die deutsche Sprache unter dem Sprachgewirr des Dreißigjährigen
Kriegs zu reinigen und zu pflegen: bei dem bluttriefenden Kriegsjammer
unsre edle Muttersprache, welche durch fremdes Wortgeprän-ge
wässerig und versalzen worden, hinwieder in ihre uralte gewöhnliche
und angeborne deutsche Reinigkeit, Zierde und Aufnahme einzuführen,
einträchtig fortzusetzen und von dem fremd drückenden Sprachjoch
zu befreien. Die Sitzungen fanden meist im Köthener Schloss
statt. Der Gesellschaft durften auf Wunsch Ludwigs Personen jeden
Standes angehören. Mit Aufnahme erhielt jeder ein Symbol, einen
Namen und eine Devise.
Nach dem Krieg wuchs die Gesellschaft schnell und wurde zu einer entscheidenden
politischen Kraft über die Ländergrenzen hinaus. Um 1680
nahm ihre Bedeutung zusehends ab.
Einige aus Anhalt seien hier genannt: Christian I. v. Anhalt-Bernburg
(der Sehnliche), Ernst v. Anhalt-Bernburg (der Wohlbewahrte), Viktor
Amadeus v. Anhalt-Bernburg (der Gerühmte), Georg Aribert v. Anhalt-Dessau
(der Anmutige), Johann Georg I. v. Anhalt-Dessau (der Wohlriechende),
Johann Georg II. v. Anhalt-Dessau (der Gefüllte), Friedrich v.
Anhalt-Harzgerode (der Stetsgrünende), Emanuel v. Anhalt-Köthen
(der Strebende), Ludwig I. v. Anhalt-Köthen (der Nährende),
Ludwig d. J. v. Anhalt-Köthen (der Saftige), August v. Anhalt-Plötzkau
(der Sieghafte), Anton Günter v. Anhalt-Zerbst (der Fürtreffliche),
Johann v. Anhalt-Zerbst (der Wohlgestalte), Karl Wilhelm v. Anhalt-Zerbst
(der Schat-tichte), Rudolf v. Anhalt-Zerbst (der Süße).
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Nachdem 1608 Christian I. von Anhalt-Bernburg im Auftrag des Pfälzer
Kurfürsten mit weiteren Fürsten die Protestantische Union
gegründet hatte, traten dieser alle anhaltischen Fürsten
mit Truppenkontingen-ten bei. Als sich der Kurfürst von der Pfalz
aber zum böhmischen König ausrufen ließ und Christian
nun mit einem Heer gegen die katholische Liga zog, unterlag er bei
der Schlacht am Weißen Berg vor Prag 1620. Die Union löste
sich wieder auf. Christian wurde vom Kaiser geächtet und floh
nach Schweden.
Wallenstein, der kurz darauf ins Land einfiel, presste Anhalt hohe
Kontributionen ab. 1629 wurde das Stift Gernrode dem Fürsten
Christian I. von Anhalt-Bernburg entzogen. Im Westfälischen Frieden
erhielt Anhalt zwar Gernrode zurück, musste aber Aschersleben
an Brandenburg abtreten.
Ludwig I. von Anhalt-Köthen war wohl der bedeutendste Fürst
des Hauses in dieser Zeit. Er gründete mit weiteren Fürsten
die Fruchtbringende Gesellschaft und wurde auch gleich ihr Oberhaupt.
Schon Jahre zuvor hatte er mit einem Schulbuchprogramm in seinem Land
die sprachliche Bildung gefördert. Unter Ludwig und August wurde
1635 auch der Senio-ratsvertrag eingeführt, nachdem der Älteste
des Hauses die Gesamtangelegenheiten zu besorgen hat und nur bei wichtigen
Sachen in einer Zusammenkunft mehrheitlich entschieden wird.
Axel Kühling |
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Das Haus Anhalt von 1586 bis in die Anfänge des 18. Jahrhunderts
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