Die
Geschichte Anhalts, ihre Ursprünge und ihre wahre territoriale
Begründung liegt wie bei vielen Dingen im frühen Mittelalter
im Nebel der Unkenntnis. Noch bevor das erste Mal der Name Anhalt
auftaucht werden kleinere Territorien allmählich durch Heirat
und Ansprüche zusammengeschmiedet, um am Ende immer mächtiger
zu werden. Heute zählt Anhalt zu den ältesten Fürstentümern
und das Geschlecht erst als Beringer benannt, dann als Askanier zu
den ältesten Dynastien.
Am Anfang steht ein Adalbert als Graf von Ballenstedt, dessen Name
einst durch die Geschichtsschreibung frei gewählt wurde, da er
bis heute unbekannt blieb, und der als Nachfahre fränkischer
Einwanderer gilt. Er soll mit Hidda (auch dieser Name ist frei erfunden),
einer Gräfin aus der sächsischen Ostmark verheiratet gewesen
sein. Aus dieser Ehe gehen wohl auch die ersten Ansprüche auf
Territorien der Mark Lausitz zurück, wie auf den Gau Serimunt.
Während Adalbert als Graf von Ballenstedt wohl Anspruch auf Territorien
im Harz- und Schwabengau besaß. Fünf Kinder gingen aus
der Ehe hervor - so vermutet die Wissenschaft. Denn urkundlich bekannt
ist bisher nur eines: Esico. Er gilt als Ahnherr der Askanier, denn
er erbte 1031 die nun verbundenen Territorien zwischen Elbe und Saale.
Eine Schwester von Esico soll die berühmte Uta von Naumburg,
Gemahlin von Ekkehard, dem Markgrafen zu Meißen, gewesen sein.
Auch Hazecha, später die dritte Äbtissin vom Stift Gernrode,
war vermutlich eine Schwester Esicos.
Esico selbst heiratet die Schwägerin Kaiser Konrads II., Mathilde
von Schwaben, die Schwester von Kaiserin Gisela von Schwaben. Esico
gründete ein Kolle-gialstift auf der Burg Ballen-stedt. Bei der
Kircheneinweihung 1046 war sogar Kaiser Heinrich III. anwesend. Unbedeutend
war das Geschlecht also bereits in diesen Zeiten nicht.
Nach seinem Sohn Adalbert II., der in einer Fehde durch Egeno II.
von Konradsburg um 1080 erschlagen wurde, folgte sein Enkel Otto der
Reiche als Graf. Er nannte sich erstmals Graf von Askanien, also Graf
von Aschersleben. Otto heiratete um 1094 Eilika oder Elike Billung
von Sachsen, die Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen. Dadurch gelangten
die Askanier, nachdem die Billunger im Mannesstamm ausstarben, in
den Besitz eines Teils des billun-gischen Erbes. Doch ein bedeutender
Mann ging aus der Ehe von Otto und Eilike hervor: Albrecht der Bär.
Er war der erste Markgraf von Brandenburg und erweiterte die Besitzungen
der Askanier durch Erwebung des Plötz-gaues und die Unterwerfung
der Slawen im Zerbstischen erheblich.
1171 wird der jüngste Sohn Albrecht des Bären Graf von Ballenstedt
und Askanien. Zudem erhält Bernhard III. die Grafschaft Plötzkau.
Doch Heinrich der Löwe macht sie ihm streitig. Aschersleben und
Gröningen werden im Krieg zerstört, Halberstadt verwüstet.
Nach der Ächtung Heinrichs des Löwen durch den Kaiser erhält
Bernhard sogar den leeren Titel eines Herzogs zu Sachsen,
denn die Ländereien im Herzogtum waren längst aufgeteilt.
Er begründete auch das sächsische Wappen mit den schwarzen
Balken auf goldenem Grund und dem grünen Rautenkranz. Bernhard
verlegte seinen Sitz nach Wittenberg, welches bis 1422 als Residenz
der Askanier bestehen blieb. Und nun erst, nach dem Tod von Bernhard
III. tritt der älteste Sohn Heinrich I. als Fürst von Anhalt
in Erscheinung. Er gilt als Ahnherr der 800-jährigen Geschichte
Anhalts.
Axel Kühling
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Darstellung des Anhaltischen
Fürsten Heinrich I. im Ritterkampf
(Codex Manesse) um 1300.
Nachzeichnung des Wappens
aus dem Sachsen-spiegel
(Heidelberger Handschrift) um 1230
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