Menü

 

 

 

 

 



Der erste deutsche Motorflieger
Zur Erinnerung an den ersten deutschen Motorflug von Hans Grade in Magdeburg am 28. Oktober 1908

Wenn man heute jene Ära zwischen Gründung des deutschen Kaiserreiches und Ausbruch des 1. Weltkrieges betrachtet, so fällt einem eines vor allem auf: Es war eine Vielzahl begnadeter Ingenieure, die allerorten Grundlagen für technische Meisterleistungen und auch Keimzellen für teils bis heute bestehende Unternehmen schufen. Gesellschaften der Auto- und Schwerindustrie, des Elektro- und Maschinenbaus, aber auch der chemischen Industrie und des Flugzeugbaus wuchsen durch die Erfindungen und Entwicklungen von Ingenieuren zu Giganten.

Und sie standen im öffentlichen Interesse wie es heute kaum noch der Fall ist. Jeder neue Geschwindigkeitsrekord eines Autos, jeder Kraftzuwachs einer Maschine, jede Höhenrekord eines Flugzeugs wurde gefeiert, als hätte jeder Bürger seinen Anteil daran. Und einer dieser begnadeten Ingenieure war der aus Pommern stammende Hans Grade. Mit 24 Jahren konstruierte der junge Ingenieur bereits in Köslin ein Motorrad. 1905 kam er nach Magdeburg und gründete die Grade-Motoren-Werke. 1907 im Magdeburger Pionier- Bataillon machte Grade sich an die Konstruktion von Flugzeugen. Am 28. Oktober 1908 - also bereits nach knapp einem Jahr - dröhnte vor den Toren Magdeburgs ein Grade-Motor. Presse, Militär und Schaulustige hatten sich versammelt. Schon rollte und hüpfte der Grade- Dreidecker über die Wiese. Und wahrlich, er hob ab. Bald schnurrte er mit acht Meter Flughöhe etwa 100 Meter über dem Cracauer Anger. Dann eine Bruchlandung. Doch als die Leute bemerkten, dass dem Flieger nichts passiert war, ertönten erste Hurra-Rufe. Es war vollbracht. Der erste deutsche Motorflug hatte stattgefunden.

Ein Jahr später schrieb der Luftschiffbauer Lanz einen Preis mit 40.000 Reichsmark aus. Lanz hatte festgestellt, dass der deutsche Flugzeugbau arg ins Hintertreffen gelangt war. Mit dem äußerst hoch dotierten Preis wollte er den Flugzeugbau in Deutschland ankurbeln und vor allem junge Flugzeugingenieure unterstützen. Hans Grade ging mit dem in Magdeburg entwickelten Eindecker „Libelle“ auf dem Flugfeld Johannisthal bei Berlin an den Start. Mit einer bahnbrechenden Zeit gewann er den Rundflug und damit den „Lanz-Preis der Lüfte“. Der Versailler Vertrag beendete seinen Traum. Flugzeuge waren nun in Deutschland verboten. Eine junge Branche war mit einem Mal zum Tode verurteilt. Hans Grade entschloss sich, an seinem neuen Standort in Bork (heute: Borkheide), Autos zu entwickeln und zu bauen. Sein Modell 4/16 wurde 1924 das meistgekaufte Auto in Deutschland. Leider kam er damit nicht durch die schwere Zeit der Krisen und schloss sein Werk 1927. Der großartige Ingenieur und Flugpionier starb am 22.10.1946 in Borkheide. Axel Kühling

Hans Grade bei seinem Rekordflug zum mit 40.000 Reichsmark dotierten Lanz-Preis der Lüfte 1909

 

Mit einer Weiterentwicklung des Grade-Eindeckers durch den Magdeburger Ingenieur Otto Onigkeit geht der Flugschüler Paul Bodenburg 1911 auf dem Cracauer Anger an den Start.

 

 

Menü