Als Friedrich Wilhelm I. im Jahre 1713
die Thronfolge antrat, geschah in den
preußischen Landen etwas, das so
gar nicht dem herrschenden Zeitgeist
der Monarchen entsprach,
so dass sich ganz Europa erstaunt
vom jungen Preußen
abwandte. In Frankreich
herrschte in Pomp und großem
Hofstaat der „Sonnenkönig“
und alle Königs- und
Fürstenhäuser versuchten es
ihm gleichzutun. Auch der
verstorbene Vater des jungen
preußischen Königs hatte 20
Millionen Taler Schulden hinterlassen.
Was nun folgte war
ein radikaler Umsturz von oben.
„Ich will der Generalfeldmarschall
und der Finanzminister des Königs
von Preußen sein, das wird dem
König von Preußen gut bekommen“,
rief er aus. Zwei Drittel aller
Ämter des Hoftstaates ließ er
einsparen, den verbliebenen
Ämtern kürzte er die Gehälter
um das Vielfache. Von 24 Schlössern veräußerte oder verpachtete er 18. Nur
eines blieb erhalten - oder besser gesagt - mehrte sich
nach seinem Wunsch: die Soldaten. Innerhalb weniger
Jahre verdoppelte er das Heer auf 80.000 Mann. Für
seine Kerls machte er alles möglich. So dass ein Besucher
in Berlin feststellte: „Ich sehe hier einen königlichen
Hof, der nichts Glänzendes und Prächtiges hat als seine
Soldaten. Es ist also möglich, dass man ein großer König
sein kann, ohne die Majestät in dem äußerlichen
Pomp zu suchen. Hier ist die Hohe Schule der Ordnung
und der Haushaltskunst, wo Große und Kleine sich nach
dem Exempel ihres Oberhauptes mustern lernen.“
Friedrich Wilhelm I., der bald den Beinamen „Soldatenkönig“
erhielt, führte ein hartes Regime bei seinen Soldaten
und auch im Lande. Todesstrafe und Spießruten
herrschten. Wer Waren aus dem Ausland einführte, die
im Lande produziert werden konnten, riskierte schon mal
seinen Kopf. Die Leute versteckten sich, wenn sie ihn
kommen sahen. Als er einmal einen jüdischen Händler
zur Rede stellte, warum er denn fliehe, antwortete dieser:
„Weil ich mich fercht!“ Der König hieb mit einem
Stock auf ihn ein und schrie: „Lieben sollt ihr mich, ihr
Kanaillen, lieben!“
Dieser König sah nur die Pflicht für sich. Er erließ hunderte
Vorschriften für die Landwirtschaft, den Staatsapparat,
für das Heer, gegen die Korruption, für Manufakturen.
Er holte Salzburger Flüchtlinge ins Land, errichtete
staatliche Unternehmen, führte die Schulpflicht ein. 1721
schrieb er an den Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau:
„Parol, auf dieser Welt ist nichts als Müh und Arbeit.“ Ein
großes Motto für einen Regierenden. Axel Kühling
Zitat: „Holle der Deuffel lieber meine zeitliche wohlfardt als daß so viell leutte Betler werden und ich reich.“ Friedrich Wilhelm I., König in Preußen |
(Fotos: Wikipedia, Deutsches Historisches Museum, Berlin)
„Langer Kerl“ der Leibgarde |