vor 150 Jahren 03.02.1859 - Zum 150. Geburtstag des großen Erfinders und Flugzeugbauers Prof. Hugo Junkers
Ein finanziell gut ausgestattes Elternhaus war damals wie heute für Kinder eine wichtige Voraussetzung. Vater Junkers war Unternehmer und konnte seinem Sohn Hugo, welcher am 3. Februar 1859 im rheinländischen Rheydt geboren wurde, eine gute Ausbildung gewährleisten. Und diese Möglichkeit nutzte Hugo auch gern für sich. Nach dem Abschluss des Realgymnasium und dem Abitur an der Gewerbeschule studierte er an den Technischen Hochschulen von Berlin, Karlsruhe und Aachen. 1883 beendete Hugo Junkers sein Maschinenbaustudium, legte 1885 die Lokomotivführerprüfung ab und bestand 1887 die Prüfung als Baumeister. Und nach diesen Studien war eines klar, der junge Mann verstand etwas von der Technik.
1888 suchte man in der Deutschen Continental-Gas-Gesellschaft Dessau einen Ingenieur für die Gasmotorenentwicklung und Hugo Junkers wurde empfohlen. Bereits zu dieser Zeit schwärmte Junkers vom Flugzeugbau und der Luftfahrt. Im Jahr 1889 gründete Junkers im Norden Dessaus eine Versuchsstation für Gasmotoren zur Elektroenergieerzeugung. Im Jahr 1892 entstand ein 100 PS Gegenkolbenmotor, dann ein 200 PS Motor und 1897/98 ein 1000 PS Motor. Fast nebenbei erfand er dabei das Kalorimeter, ein Messgerät zur Bestimmung der Wärmemenge, denn er wollte gern den Heizwert der Gase ermitteln, die als Antriebsstoff seiner Motoren dienten. Er ließ es patentieren und es bildete innerhalb seiner gesamten unternehmerischen Tätigkeit die gewinnträchtigste Erfindung. Denn aus diesem Wärmetauscher, die Grundlage des Kalorimeters, entwickelte er nun den Gasbadeofen und eine Gastherme, die „Volkstherme“. Um beides in entsprechenden Stückzahlen produzieren zu können, gründete 1895 sein Werk „Junkers u. Co“. Weiterentwicklungen der von Junkers erfundenen Gastherme waren bis 1990 Erzeugnisse des VEB Gasgerätewerk Dessau.
1898 heiratete Hugo Junkers Therese Bennhold, die Tochter eines Dessauer Gymnasialprofessors. Die Ehe war mit sieben Mädchen und fünf Jungen sehr kinderreich. Mit einer gewissen wirtschaftlichen Sicherheit, die sein Werk abwarf, wandte er sich nun ganz der Entwicklung von Dieselmotoren sowie der Flugzeugkonstruktion zu. Um international bestehen zu können, wurde 1911 die Erlaubnis gegeben, an der TU Aachen ein Laboratorium für aerodynamische Forschungen zu etablieren, dessen Leitung Hugo Junkers übernehmen sollte. Seiner unternehmerischen Tätigkeit wegen wurde ihm dies verwehrt. So verließ Hugo Junkers 1912 die Aachener Universität, um sich ab jetzt auf seine Tätigkeit in Dessau zu konzentrieren. Der erste Weltkrieg wirkte sich auch auf das Dessauer Junkerswerk aus. Schnell stellte Junkers seine Produkte auf kriegstypische Erzeugnisse um. Feldküchen, Feldbetten, Feldbadewannen, Gefäße für den Essentransport, aber auch Zünder sowie Geschosse gehörten zum Produktionsprogramm. 1914 erhielt Hugo Junkers genau jenen Auftrag, der ihn weltberühmt machen sollte. Es galt ein Flugzeug aus Metall zu ent- wickeln. Ein Jahr später startete die J 1 zu ihrem Erstflug. Waren die ersten Flugzeuge noch aus Eisenblech und dadurch sehr schwer und langsam, wurde ab 1916/17 Duraluminium benutzt (J 7). Ab 1918 erfolgte das Anbringen der Motoren an den Tragflächen, dadurch ergab sich auch eine höhere Tragfähigkeit. 1919 erhielt Hugo Junkers die Erlaubnis vom Reichsluftfahrtamt, auf der Strecke Dessau-Weimar und nach Berlin den Flugverkehr mit Flugzeugen aufzunehmen. Mit der Junkers F 13, dem ersten Ganzmetall-Kabinen-Verkehrsflugzeug der zivilen Luftfahrt, gelang am 13. September 1919 mit 8 Personen an Bord ein Höhenweltrekord von 6 750 Meter.
Der 1918 für Deutschland verlorene Krieg und der 1919 wirksame Friedensvertrag von Versailles gestatteten es Deutschland nicht mehr, Flugzeuge zu bauen. Vorhandene Flugzeuge wurden abtransportiert oder zerstört. Hugo Junkers reagierte und ließ seine Flugzeuge im Ausland bauen. Er richtete in Fili bei Moskau einen Zweigbetrieb ein, gründete Unternehmen in Schweden, den USA und der Türkei. Aber Junkers ließ nicht nur Flugzeuge bauen, sondern überlegte, wie er seine Flugzeuge selbst wirtschaftlich nutzen konnte. Im Dessauer Flugzeugwerk wird 1921 eine „Abteilung Flugverkehr der Junkerswerke“ und eine „Abteilung Junkers-Luftbild“ gegründet. Der „Junkers Luftverkehr“ war bald auf Routen in ganz Europa unterwegs. 1926 fusionierte die Junkers Luftverkehr AG auf staatliches Drängen mit dem Deutsche Aero Lloyd zur Deutschen Luft Hansa. Bis 1932 wurden im Dessauer Flugzeugwerk 30 verschiedene Flugzeugtypen entwickelt. So die Junkers G 24, ein dreimotoriges Passagierflugzeug, und die Junkers W 33, ein einmotoriger Tiefdecker für den Luftfrachtverkehr. Dieses Flugzeug wurde 1928 als „Bremen“ weltbekannt, weil es einer Besatzung erstmals gelang, den Atlantik von Europa nach Nordamerika in Ost-West-Richtung nonstop zu überqueren. 1929 wurde die Junkers G 38 entwickelt, ein viermotoriges Passagierflugzeug mit 34 Plätzen. Es galt als größtes Flugzeug der damaligen Zeit. Sogar in den Tragflächen waren Passagierplätze sowie Stauraum untergebracht. 1931folgte die Junkers Ju 52/3m, ein dreimotoriges Passagierflugzeug für 15 Fluggäste. Die Ju 52, liebevoll auch „Tante Ju“ genannt, war aufgrund ihrer stabilen und sicheren Bauweise sowie den zuverlässigen Motoren neben der DC 3 das in diesen Jahren am meisten eingesetzte Flugzeug.
Die Weltwirtschaftskrise brachte auch Hugo Junkers in eine schwere wirtschaftliche Situation. Um einen Bankrott abzuwenden, verkaufte er im November 1932 die Dessauer Junkers Werke für Gasthermen und Gasbadeöfen an den Bosch-Konzern. Dadurch stellte er vorerst einen selbständigen Flugzeug- und Motorenbau sicher. Denn nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 weigerte er sich strikt, seine Flugzeugproduktion auf Rüstung umzustellen. Damit war er einer der wenigen Großunternehmer, der sich nicht für Nationalsozialismus und Krieg einspannen ließ. Innerhalb weniger Monate wurde er zur Übergabe all seiner Patentrechte gezwungen, erfolgte die verordnete Übergabe seiner Dessauer Aktien an das Ministerium und wurde ihm nicht nur der Zugang zu seinen Werken verwehrt, sondern auch ein Aufenthalt in Dessau verboten. Von der Gestapo überwacht durfte er sich nur noch im Raum München und Bayrisch-Zell aufhalten. Schließlich wurde Hugo Junkers verboten, sich weiterhin mit dem Flugzeug- und Motorenbau und damit verbundenen Forschungen zu beschäftigen. Öffentlich behaupteten die Nazis indessen, dass sich Junkers aus Forschungszwecken von der Leitung seiner Werke zurückgezogen habe.
Hugo Junkers gründete in München die „Forschungsanstalt Professor Hugo Junkers GmbH“, um sich der Entwicklung von Metallhäusern zu widmen. Klimaanlagen, Mobilia und Raumbeleuchtung wurden in diese Forschungen einbezogen. Seine Metallhauskonstruktionen waren geprägt vom Dessauer Bauhaus. Am 3. Februar 1935, am Tage seines 76. Geburtstages starb Hugo Junkers in Gauting bei München. Die Nationalsozialisten vereinnahmten ihn aber sogar nach seinem Tode weiter, in dem sie unter seinem Namen Militärflugzeuge produzierten, die mit dem Einsatz der „Legion Condor“ 1936 in Spanien beginnend Tod und Leid über hunderttausende Menschen brachten, so der bekannte Sturzkampfbomber Ju 87 und viele weitere. Dieser Artikel entstand mit freundlicher Unterstützung des Fördervereins Technikmuseum „Hugo Junkers“ Dessau e.V. |
Hugo Junkers
Junkers F13 (1919)
Eine Ju 52 im Einsatz als Sanitätsflugzeug 1941
Hugo Junkers (Bildmitte) 1929 vor einer G38
Der mittlere Bomber Ju 88 |