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Die Karriere des Giselher von Merseburg

Was noch heute über Karrieristen gesagt wird, das genau traf auf jenen Giselher zu, der nichts unversucht ließ, an die Macht zu kommen, an der Macht zu bleiben und schließlich diese zu mehren. In den Annalen taucht jener Giselher erstmalig als Schüler des Magdeburger Moritzklosters um 969 auf. Kaiser Otto selbst machte ihn 971 auf Fürbitte des Klostervorstehers zum Bischof von Merseburg. Boso, der erste Bischof des jungen Bistums war am 1. November 970 verstorben. Im Sommer 971 erhielt Giselher vom Erzbischof seine Weihe. 973 verstarb Otto der Große auf der Pfalz in Memleben, Giselher suchte fortan die Nähe des Sohnes und jungen Kaisers Otto II. Und keine Frage, dies zahlte sich für Giselher und sein Bistum aus. So erhielt er die Hoheitsrechte, die Einkünfte vom Markt und das Münzrecht innerhalb der Mauern von Merseburg samt den nicht geringen Abgaben der ansässigen Juden. Zudem wurde das Bistum mit einer immensen Anzahl an Gütern, Forsten und Ortschaften beschenkt, die das Bistum wachsen ließen.

Doch Giselher wollte mehr und wich dem jungen Kaiser auf seinen Reisen durch das gewaltige Römische Reich Deutscher Nation kaum noch von der Seite. Als dieser sich im Jahre 981 in Italien befand, um sich mit seiner Mutter Adelheid - zweite Frau Ottos des Großen - zu versöhnen, erreichte ihn die Nachricht vom Tod des Magdeburger Erzbischofs Adalbert. Nun kam es dem Magdeburger Domkapitel zu, einen neuen Erzbischof zu wählen; wenn da nicht Giselher von Merseburg im Gefolge des Kaisers gewesen wäre. Als nämlich die Domherren in Rom auftauchten, um sich ihren gewählten Erzbischof Othrich vom Kaiser bestätigen zu lassen, wandten diese sich vorerst an Giselher, um diesen zu bitten, die Angelegenheit Otto II. vorzutragen. Der Chronist Thietmar von Merseburg berichtet, dass Giselher den Gesandten genau diese Zusage gab. Dennoch bat er den Kaiser, ihm selbst zum Lohn für seine Dienste das Magdeburger Erzbistum zu übertragen. Otto II. gewährte ihm diesen Wunsch, obwohl es nicht einfach war, denn das geltende Recht verbot es, von einem bischöflichen Stuhl auf den anderen zu wechseln. So wurde der Papst bemüht. Es kam im September 981 zu einer Synode. Und um die Entscheidung hier zu seinem Vorteil zu beeinflussen, machte Giselher wohl jenen Zugeständnisse, die an den Hebeln der Macht saßen. Er opferte das erst 968 gegründete Bistum Merseburg. Und als Giselher durch diesen und wohl weitere Akte der Schenkung und vielleicht auch Bestechung von der Synode als neuer Erzbischof von Magdeburg bestätigt wurde, ließ er das Bistum Merseburg auflösen und das Gebiet zwischen den angrenzenden Bistümern aufteilen.

Das Vorgehen Giselhers wurde nun stark angegriffen. Giselher aber, der sich in seiner Macht bestätigt fühlte, unterstützte nach dem Tod Ottos II. im Jahre 983 Heinrich den Zänker gegen den rechtmäßigen Thronfolger Otto III. Obwohl er dem verstorbenen Kaiser Otto II. alles zu verdanken hatte, erwartete er wohl von Heinrich dem Zänker, dass dieser nicht mehr an der umstrittenen Auflösung des Bistums Merseburg und seiner Wahl zum Erzbischof rüttelte. Er nahm wohl an, dass die Regentinnen Theophanu (Frau Ottos II.) und Adelheid, die über den erst dreijährigen Otto III. das Sagen hatten, sich für die Wiederherstellung des Bistums Merseburg aussprachen. Erst als Heinrich der Zänker in den Kämpfen unterlag, unterwarf sich Giselher Otto III. Und wie Giselher vermutete, so geschah es auch. Bereits 998 sprach sich Otto III. für die Wiederherstellung des Bistums aus. Zwar konnte er sich bis zu seinem Tode 1004 dagegen wehren, aber danach wurde das Bistum Merseburg wieder eingesetzt. Axel Kühling

Otto III. im Liuthar-Evangeliar (um 1000) Foto: wikipedia, Domschatzkammer Aachen

 

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