Wie Kleve und Mark an Preußen fielen
vor 400 Jahren - 25.03.1609
Mit dem Tod des letzten Herzogs von Jülich- Kleve-Berg fielen Teile des niederrheinischwestfälischen Reichskreises an den Kurfürsten von Brandenburg
Seit 1521 war Johann der Friedfertige Herzog von Kleve- Mark. Die Deutsche Biographie sagt ihm nach, er wäre zwar von redlicher Gesinnung, aber bescheidenem intellektuellen Zuschnitt gewesen. Aber dem muss ein jeder widersprechen, der die Geschichte des Herzogs erfährt. Die 1392 verbundenen Grafschaften Kleve und Mark waren 1417 vom Kaiser zum Herzogtum erhoben worden. 1510 heiratete Johann die Tochter des nachbarlichen Herzogs, Maria von Jülich-Berg. Sein Nachbar und Schwiegervater verstarb, so vereinigte er die beiden Herzogtümer zum Vereinigten Herzogtum Jülich-Kleve-Berg. Schon damit war er der gewaltigste weltliche Herrscher in der Region. Doch damit nicht genug, eine Tochter verheiratete er mit dem Kurfürsten von Sachsen, eine andere mit dem englischen König. Und um Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen, vertrat er innerhalb der Reformation einen Mittelweg, der beide Bekenntnisse in sich vereinte. Ja, Johann der Friedfertige mag kein großer Feldherr oder machtgieriger Fürst gewesen sein, aber mit allen Wassern gewaschen war er schon.
Einer der Nachfolger in der Linie Jülich-Kleve-Berg war dann Johann Wilhelm. Schon mit 12 Jahren wurde dieser zum Bischof von Münster gewählt. Das Voranschreiten der Reformation in Norddeutschland machte ihn 1580 zum Administrator des Bistums. Nachdem er 1585 die Markgräfin von Baden geheiratet hatte, dankte er als Administrator ab und wandte sich gegen den Protestantismus. Es kam zu schlimmen Auseinandersetzungen, denen Johann Wilhelm, der selbst etwas kränklich gewesen sein soll, nicht gewachsen schien. Mehr und mehr verstieg er sich in einen Wahn gegen die Ketzerei und sah sich Verfolgungsängsten ausgesetzt. Er ließ Exorzisten kommen, wurde zeitweise sogar in Haft genommen. Seiner ersten Ehe folgte eine zweite, die aber gleichfalls kinderlos blieb. Als letzter Herzog regierte er bis zu seinem Tod am 25. März 1609.
Nun begann das Schachern um die Nachfolge im Herzogtum, welches schließlich zum Erbfolgekrieg führte. Eine Schwester Johann Wilhelms war mit Albrecht Friedrich von Preußen, die andere mit dem Pfalzgrafen Philipp Ludwig verheiratet. Beide wollten das Herzogtum übernehmen. Erst 1614 kam es mit dem Vertrag von Xanten zur Beilegung der Streitigkeiten: das Herzogtum wurde aufgeteilt. Während Brandenburg-Preußen die Ländereien von Kleve, Mark und Ravensberg erhielt, bekam die Pfalz Jülich und Berg. Der Dreißigjährige Krieg verhinderte zwar vorerst die Übernahme, ab 1666 gehörten die Territorien von Kleve- Mark schlussendlich zum Kurfürstentum. Bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 - trotz kurzzeitiger französischer Besetzungen - blieben Kleve, Mark und Ravensberg bei Preußen und spielten als Westprovinz eine wichtige Rolle. Hier befanden sich bedeutende Industrieansiedlungen, hier standen mit den Festungen Wesel und Minden die Bollwerke gen Westen. Eine Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen erinnern 2009 unter dem Motto „Wir sind Preußen“ in Nordrhein-Westfalen an die 400 Jahre brandenburgisch- preußischer Geschichte. Axel Kühling (www.wirsindpreussen.de)
oben: Die Residenz der Grafen und Herzöge von Kleve, das Schloss Schwanenburg in Kleve
unten: Die Klever Herzöge: Johann der Friedfertige (3.v. l.) und Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg (links). Fotos: wikipedia, R. Cosar |