Wanderungen durchs Land - Erholungsgebiet zwischen Havel und Elbe

Wanderungen durchs Land




TEIL 3 - Erholungsgebiet zwischen Havel und Elbe
Schollene, Warnau, Kamern, Schönfeld, Wulkau & Hohengöhren

Schloss und Bismarckstein in Schollene
Schloss und Bismarckstein in Schollene
Dieses Land, welches wir nun besuchen, gehörte zeitweise zur Altmark, lag aber im Interesse des Erzbistums Magdeburg. Alsbald verlief hier die Grenze zwischen dem Kurfürstentum Brandenburg und dem Erzbistum Magdeburg. 1680 aber - nach dem Westfälischen Frieden - kam es als Herzogtum Magdeburg auch an Preußen, wurde aber nun vom Jerichower Kreis II verwaltet und fiel somit nicht zurück an die Altmark. Wieder treffen wir auf bedeutende Geschlechter, die als Lehnsadel und als Verwalter der Güter eingesetzt wurden. Ausgangspunkt unserer Tour ist Schollene, direkt an der heutigen Grenze zu Branden burg, fast mittig zwischen den beiden BUGA-Orten Rathenow und Havelberg, wunderschön gelegen zwischen dem unter Naturschutz stehenden Schollener See, der Havel und vielen abgetrennten Havelarmen. Schollene besteht heute aus Ferchels, Mahlitz (auch hier gibt es ein Schloss), Molkenberg, Neu-Schollene,
nachgezeichnete Runenschrift
nachgezeichnete Runenschrift
Neuwartensleben, Nierow und Schollene selbst. Das Rittergut in Schollene erhielt 1752 sein Schloss, Lehnsherren waren die von Werder, von Wartensleben, von der Hagen und am Ende die von Alvensleben. 1945 wurde das Schloss enteignet und stand nach der Wende zum Verkauf. Letzter Besitzer vor der Enteigung war Alkmar von Alvensleben, lange Zeit Direktor der Landesfrauenklinik in Magdeburg. Udo III. von Alvensleben hatte das Schloss 1860 erworben und war verheiratet mit Agnes von Pritzelwitz aus dem Böhmischen. Ihr Vater Karl, der auf Schloss Schollene verstarb, war lange Hofmarschall des Prinzen Friedrich von Preußen (1794 - 1863).
Interessant auch ein Stein, der an die über 500 Vertriebenen aus Ostpreußen, Schlesien und den Sudeten erinnert, die nach dem Kriegsende in Schollene Aufnahme fanden. Dieses Phänomen begegnet uns oft in der Altmark und auch an der Havel. Viele berichten, dass nur wenige alteingesessene Familien noch in den Dörfern leben, teils bis zu 90 Prozent der heutigen
Die Gegend zwischen Havelberg und Schönhausen 1645
Die Gegend zwischen Havelberg
und Schönhausen 1645
Einwohner Menschen aus ehemaligen Flüchtlingsfamilien sind.
Das Dorf Warnau gehört heute zu Havelberg. Es ist hübsch gestaltet, mitten im Ort liegt eine kleine Grünanlage mit Kirche (1841), Kriegerdenkmal (mit verschwundenem Eisernen Kreuz) und einem historischen Feuerwehrhaus. Die „Fischerstube“ - etwas außerhalb - sei als tolles Fischrestau- rant an dieser Stelle gern empfohlen.

Gleichermaßen trifft man allerorten auf preußische Treue, Ehre und Gehorsam. In fast allen Kirchen erinnern Tafeln an die Gefallenen in den Kriegen 1813 - 15, 1861, 1870 - 71, 1914 - 18. So auch im einstmals wendischen Kamern. Auf großen Tafeln stehen die Gefallenen der Kriege „Mit Gott für König und Vaterland“ - eine traurige Übersicht. Auch zu Kamern gehören heute viele Dörfer als Ortsteile ... und jedes hat seine Geschichte, die allmählich wohl in Vergessenheit gerät. Hohenkamern, Neukamern, Rehberg, Schönfeld und Wulkau zählen dazu. Die attraktive kleine Kirche in Kamern (1725) besitzt einen geschnitzten Altar. Gleich am Ortseingang steht eine in Holz geschnitzte Frau. Es ist Frau Harke, die als germanische/wendische Naturgöttin hier lebte. Sie wehrte sich gegen die Christianisierung, doch immer mehr Kirchen wurden gebaut und ihre alten Eichen abgeholzt. So unternahm sie irgendwann einen letzten Gang vom Frau Harkenberg hinunter zum Kamerschen See, rammte zum Abschied ihren Stock, die Hedemicke, in den Boden vor dem Dorf. Daraus wuchs eine Kiefer, deren Reste am Ortsausgang nach Wulkau zu sehen sind. Nach Wulkau führt ein neu angelegter Radweg. Spitz ragt der Kirchturm heraus. Unweit liegen hier der Rahnsee und einige Angelteiche.

Altar von Kammern
Der geschnitzte Altar von Kamern (oben)
und die Grabplatte eines von Möllendorff
in Hohengöhren (unten)

Grabplatte eines von Möllendorff
Von hier geht es in die einst Möllendorffschen Besitzungen. Schönfeld überrascht mit einem wunderschönen Bauernhausensemble im Fachwerkstil. An einem der Häuser ist ein alter Giebelpfahl zu sehen. Ein Überbleibsel aus der Zeit der alten Götter, um Odin und Donar (Thor) milde zu stimmen. Ein Berliner Künstler stellt hier Skulpturen aus. An der Kirche (15. Jh.) beeindrucken vor allem die alten Holztüren, in die Daten aus der Zeit um 1650 eingeritzt wurden. Am Schönfelder See lädt ein Campingplatz ein. Von den Möllendorffs aber keine Spur. Immerhin stellte das Schönfelder Geschlecht der Möllendorffs einige bedeutende Generäle und Amtsinhaber in Brandenburg-Preußen. Wir fahren weiter über Klietz nach Hohengöhren und werden hier belohnt. Schon über dem Portal der Kirche thront das Wappen derer von Möllendorff. Im Eingang eine Grabtafel, im Kirchenschiff ein Epitaph in Erinnerung an die Rittergutsbesitzer. Zu lesen ist: „Der Hochwolgeborne Herr Heinrich Burchart v. Möllendorff, Amtshauptmann des Amts Dißdorff ist geb. d. 20. August 1642, Cop. d. 10. Januar 1684, gest. d. 20. May 1718 Alt 69 Jahr 9 Monath 6 Tage. Die Hochwolgeborne FreyFrau Sophia Elisabeth von Dieskau aus dem Hauße Bendorff ist geb. d. 26 May 1658., gest. d. 24. Sept. 1731 alt 73 Jahr 3 Mon. 4 T. Aus dieser Ehe sind gezeuget 3 Söhne und 5 Töchter.“ Barocker Altar, Kanzel, Taufengel und Wandbemalung sind einzigartig; ein Besuch sehr zu empfehlen.

Menü